Noch bevor das UKW-Netz abgeschaltet wird, soll auch in der Romandie ein zusätzliches DAB+-Sendenetz aufgebaut werden. Das Bakom reagiert damit auf Platzängste der Privatradios: Sie befürchten, dass mit der neuen Radio- und Fernsehverordnung (RTVV) die digitalen Sendeplätze knapp werden könnten.
Dass die Welschschweizer Radios mehr digitale Sendeplätze brauchen, sei bereits 2016 in einer «Interessenabklärung» sichtbar geworden, sagte das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) am Montag. In der Vernehmlassung zur RTVV-Revision hatten die privaten Radiostationen unter anderem bemängelt, dass jene Sender, die in Zukunft von der Konzessionspflicht «befreit» werden, keinen gesetzlichen Anspruch mehr auf einen Sendeplatz hätten. Und dass sie vom «Goodwill einer privaten Verbreitungsgesellschaft abhängig» würden, wie der Verband Schweizer Privatradios es formulierte.
Das ist der Hintergrund, vor dem das Bakom nun die zusätzliche DAB+-Funkkonzession für die Romandie ausgeschrieben hat. In dem am Montag publizierten Kriterienkatalog, mit dem die Bewerbungen geprüft werden, findet sich auch das Wörtchen «Medienvielfalt»: Die Bewerberinnen sollen aufzeigen, wie das geplante Programmbouquet «die Vielfalt an Radioangeboten im Versorgungsgebiet erhöht».
Daneben bevorzugt das Bakom eine Konzessionärin, die eine flächendeckende Versorgung der Romandie zusichern kann, statt nur Teilareale. Und natürlich wird ein Augenmerk darauf gelegt, dass genügend Investitionskapital vorhanden ist und sich der Betrieb des Netzes auch langfristig rechnet, wie aus den Ausschreibungunterlagen auf der Bakom-Website weiter hervorgeht.
In der Deutschschweiz und im Tessin sind die zusätzlichen Funkkonzessionen bereits im letzten Dezember an die Swiss Media Cast vergeben worden. Hinter der Netzbetreiberin stehen private Radiostationen, die SRG und die Swisscom. Die neue Konzession in der Romandie soll bis Ende Jahr vergeben sein.
Im letzten Oktober hatte die Regierung das definitive Umsatteln beschlossen: Ab 2020 soll das sogenannte Digital Audio Broadcasting (DAB+) das analoge UKW-System ersetzen, wie der Klein Report berichtete. Die Radiobranche schreibt zurzeit das Drehbuch für die einzelnen Etappen dieses Aus- und Umstiegs. Wann genau dem UKW-Netz endgültig der Stecker gezogen wird, ist zurzeit noch nicht bekannt.