Unausgewogene Gästewahl, Stimmungsmache mit «Links-Drive» und ein Moderator, der «abzusetzen ist, weil er keine neutrale Diskussion führen kann»: Die SRF-«Arena» zur Selbstbestimmungsinitiative der SVP wurde von fünf Fernsehzuschauern mit harten Worten attackiert. Der Ombudsmann verteidigte hingegen die Sendung und den in der Kritik stehenden Moderator Jonas Projer.
Unter dem Titel «Die Attacke» diskutierten in der «Arena» vom 7. April SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt, Initiant der Selbstbestimmungsinitiative, FDP-Nationalrat Kurt Fluri, der Schriftsteller und Dramaturg Lukas Bärfuss, der ehemalige Botschafter Paul Widmer, die Professorin für Verfassungsrecht der Universität Genf, Maya Hertig, sowie Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse.
«Die Anzahl der Teilnehmer war sehr unausgewogen», so eine der Personen, welche die Sendung beanstandete. «Dies deshalb, weil die beiden Expertinnen klar die Position der beiden linken Vertreter einnahmen und in keiner Weise neutral waren», heisst es unter anderem in einer Beschwerde an Ombudsmann Roger Blum.
Moderator Projer habe insbesondere den Botschafter, der pro Selbstbestimmungsinitiative argumentierte, immer wieder unterbrochen. «Es scheint, als wäre Herr Paul Widmer als Statist eingeladen worden», folgert deshalb ein weiterer Beschwerdeführer. Seine rigorose Forderung lautete deshalb: «Herr Projer ist abzusetzen.»
Daraufhin befassten sich Projer und der Ombudsmann mit der Frage, ob die «Arena»-Runde in jedem Fall «arithmetisch ausgewogen» zusammengesetzt werden müsse. Zur Veranschaulichung bemühte Jonas Projer ein «fiktives Szenario», wie er selber formulierte: «Angenommen, die `Arena` würde die Zwangskastration von Pädophilen diskutieren», begann er und stellte später die Frage: «Wie ausgewogen würden wir die Runde besetzen?».
Sein Einwand, und damit schliesst sich auch der Kreis zwischen der Zwangskastration von Pädophilen und der Selbstbestimmungsinitiative der SVP: «Was, wenn beispielsweise alle Parteien (wie im fiktiven Beispiel) einen politischen Vorstoss ablehnen – und nur eine einzige Partei, nennen wir sie `Partei X`, die Zwangskastration befürwortet?».
Bis zu einem gewissen Grad müsse die «Arena» die politische Realität abbilden, argumentierte Projer. «Alle Parteien ausser der SVP lehnen die Initiative ab», so der SRF-Moderator. «Es gestaltete sich übrigens bereits als anspruchsvoll, auch nur einen einzigen für das Thema relevanten und teilnahmewilligen Gast der SVP zu finden, der die Initiative gutheisst.»
Gestützt wurde Jonas Projer vom SRF-Ombudsmann, der zunächst den beanstandeten «Links-Drive» der Sendung relativierte. «Wer Nationalrat Kurt Fluri (FDP) als `linken Vertreter` betrachtet, für den sind offenbar alle Parteien ausser der SVP `links`», so Blum, der Jonas Projer wie folgt stützte: «Zwar hat man dem Moderator angemerkt, dass er manchmal ein wenig nervös war, weil Paul Widmer langfädig und etwas unbeholfen redete, aber er hat ihn dennoch in der Regel ausreden lassen.»
Widmer sei, so Roger Blum, «kein begnadeter Redner». Genauso wenig wie die Gegenseite, «auch sie hatte Aussetzer und fabrizierte rhetorisch teilweise heisse Luft. Man merkte jedenfalls nicht, dass sie faktisch zu viert war», findet der Ombudsmann.
Der Forderung, den Moderator der Sendung abzusetzen, werde er aus zwei Gründen nicht nachgehen. «Erstens habe ich als Ombudsmann nichts zu entscheiden», begann Blum. Und zweitens darum, «weil Jonas Projer ein hervorragender Moderator ist, der die Diskussionen mit Geschick und Sachverstand leitet. Die Quintessenz aus all dem ist, dass ich Ihre Beanstandungen nicht unterstützen kann», sagt er dann aber trotzdem.