Der Film «Kalbermatten» von Satiriker Andreas Thiel (53) startet am 9. Januar in den Kinos.
Nach umstrittenen Aussagen zum Islam und einem Auftritt im Talk «Schawinski» kam Thiel heftig in die Kritik. 2014 bezeichnete Thiel in der «Weltwoche» den Koran als «die gesammelten Hasstiraden Mohammeds». Nach der Titelgeschichte wurde er heftig beschimpft und bedroht.
Mit der Kinokomödie startet Thiel nun sein Comeback, wie er in der «SonntagsZeitung» sagt. Der Talk mit Roger Schawinski (79) lief im Dezember 2014 durch beide Protagonisten komplett aus dem Ruder. Bei der SRG-Ombudsstelle gingen 185 Beanstandungen ein, soviele wie nie zuvor. 90 Prozent richteten sich gegen Roger Schawinski.
Journalist Rico Bandle nennt die Sendung eine der grössten Skandale in der Schweizer Fernsehgeschichte. Journalistisch wurde wochenlang draufgehauen. Der Streit zwischen Schawinski und Thiel «bescherte sowohl SRF als auch privaten Newsportalen neue Klickrekorde, entsprechend breit walzten sie den Konflikt aus», schreibt Bandle dazu.
All das geschah vor 10 Jahren. Nebst digitalen Angriffen auf die «Weltwoche» patrouillierte deswegen damals ein privater Sicherheitsdienst vor dem Verlagsgebäude.
Thiel selber wurde danach nicht mehr gebucht. Einzelne Auftritte konnte er nur unter Polizeischutz durchführen. «Ich habe nicht mehr gewusst, wie ich die Rechnungen bezahlen soll», erklärt er in der Zeitung. «Da sind Leute, die du nicht kennst, die du noch nie gesehen hast, die aber dein Leben zerstören wollen», sagt Thiel, der mit Frau und zwei Kindern in der Innerschweiz lebt. «Der Rufmord macht dich zum gesellschaftlichen Zombie.»
Auch die Medien hätten Schuld: «Wenn ständig wiederholt wird, du seist ein Rassist, so wird das irgendwann zum Allgemeingut.» Auf die Frage, ob er den «Weltwoche»-Artikel und den Schawinski-Talk bereue, gemacht zu haben? «Nein, kein bisschen.»
Heute würde er jede Zeitung und jede Person sofort verklagen, die ihn als Rassisten bezeichnet. Dass er das nicht gemacht habe, sei ein Fehler gewesen. «Man muss in einem solchen Fall falsche Anschuldigungen umgehend unterbinden, sonst verselbstständigt sich die Sache.»
In den letzten Jahren hat er nun unter anderem die Kinokomödie produziert und ohne staatliche Subventionen ein Produktionsbudget von 6 Millionen Franken gestemmt.
Der Betrag zur Serie wurde durch die Serafin Film AG und deren Aktionäre, Unterstützer, Produktplatzierungen und Spenden finanziert, wie es auf der Webseite zum Film «Kalbermatten» heisst und dessen Geschichte so beschrieben wird: «In der ganzen Schweiz herrscht die Verwaltung. In der ganzen? Das kleine Bergdorf Kalbermatten lehnt sich auf gegen die Bürokratie. Der Gemeindepräsident muss dabei seine Ehe retten, seine Frau die Gemeinde, der Pfarrer die Kirche, der Bischof den Pfarrer, die Putzfrau die Flüchtlinge, und alle zusammen die Demokratie.»
Weiter wird in einem als Synopsis bezeichneten Text der Film von Andreas Thiel und seinem Team so beschrieben: «Ein gestürzter Diktator und ein verfolgter Imam finden im idyllischen Bergdorf Kalbermatten Kirchenasyl. An der Gemeindeversammlung wollen die stolzen Dorfbewohner den armen Flüchtlingen zeigen, was Demokratie ist. Als dort ein Streit um eine Abstimmung eskaliert, schaffen die Frauen kurzerhand per Mehrheitsentscheid das Männerstimmrecht ab und ersetzen den Gemeindepräsidenten durch dessen Gattin. Aus Trotz ziehen die Männer zu den Flüchtlingen in die Kirche, wo die Frauen nichts zu sagen haben. Während der Imam in der Kirche versucht, die entmachteten Männer zu trösten, hilft der gestürzte Diktator dem gestürzten Gemeindepräsidenten, seine geliebte Frau zu stürzen.»
Die ersten Vorpremieren laufen Anfang Jahr. Da dürfte man auch Viktor Giacobbo im Kinosaal treffen. Denn im Gespräch mit der «SonntagsZeitung» sagt Andreas Thiel: «Ich vermisse meine linken Freunde.»
Giacobbo habe ihn auch nach dem Koran-Artikel noch in die Talksendung «Giacobbo/Müller» eingeladen. «Giacobbo hat ein riesiges Rückgrat, er ist ein echter Liberaler.»