In der Polit-Sendung «Arena» auf SRF ging es am Freitagabend hoch zu und her. SVP-Doyen Christoph Blocher (78) und Nationalrat Corrado Pardini (53) von der Gewerkschaft Unia lieferten sich Seite an Seite gegen den jungen PR-Profi Laura Zimmermann (27) von der Operation Libero und gegen die angriffige, doch ständig lächelnde Grünliberale-Nationalrätin Tiana Angelina Moser (39) ein Schauspiel der besonderen Art.
Die anderen Herren Jean-Philippe Kohl, Direktor ad interim Swissmem, Michael Hengartner für die Swissuniversities, Philipp Müller, Ständerat FDP/AG, und Filippo Lombardi spielten in Teilen des Politspektakels nur Nebenrollen. CVP-Ständerat Lombardi brachte zwar immer wieder die glasklaren Argumente des aktuellen Abkommens mit der EU auf den Tisch und betonte mehrfach das Positive des bereits erreichten Status.
Die Herren versuchten aber vergeblich, Ruhe, Statistiken und Realpolitik in die Debatte einzubringen. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance. Ebensowenig wie es in der SRF-«Arena» um das Thema Europa ging: Die Redeschlachten waren viel wichtiger.
Im Fernsehen geht es bei Polit-Talks sowieso selten um Inhalte, sondern um das Image. «Der EU-Showdown» auf SRF lieferte der interessierten schweizerischen politischen Öffentlichkeit nur Bilder. Hier zwei alte Herren, die die Schweiz von gestern zu verteidigen versuchten (oder Realpolitik, je nach politischer Ausrichtung), da zwei junge Frauen, von den Fernsehkameras geliebt.
Die anwesenden Herren begriffen gar nicht, wie ihnen geschieht. Blocher/Pardini standen leicht übergewichtig und jovial da, verteidigten Realpolitik, Konkordanzdemokratie und SVP-Isolationismus gegen die zwei liberal gestählten Kommunikationsprofis (...sogar die Fingernägel von Laura Zimmermann waren perfekt europablau gestrichen).
Obwohl Zimmermann erst nach einer Stunde an der Gesprächsrunde teilnehmen konnte, setzte die junge Juraabsolventin schnell Akzente. Seit sie auf der Welt sei, höre sie nur von dieser destruktiven, nicht lebensbejahenden Diskussion in Bezug auf die EU. Christoph Blocher sprach Zimmermann als «Dr. Blocher» an, worauf Moderator Jonas Projer gleich fälschlicherweise meinte, sie wolle den Alt-Bundesrat damit herabsetzen.
Verbalpopulistisch arbeitete sich Corrado Pardini in Richtung Zimmermann ab. «Frau Zimmermann, losed einisch....», wiederholte er mehrfach in einem paternalen Ton und versuchte die PR-Kampagnen-Managerin, die heute bei Rod Kommunikation arbeitet, kaltzustellen. Zwecklos. Nahm Corrado Pardini beispielsweise den Begriff «Lohnschutz» in den Mund, parierte Zimmermann mit «Das war gestern».
Das Wahljahr 2019 kündigte sich am 30. November 2018 in der SRF-«Arena» mit wuchtigen Zeitgeist-Bildern an: Links und rechts alte Männer gegen eine urbanisierte, mondäne, gutsituierte Hashtag-Community mit TV-Sexappeal.
Die Ära der digitalen Politkommunikation ist definitiv im Mainstream angekommen.