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Dienstag
09.08.2022

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Der SRF-Titel «Afrikanische Infektionskrankheit greift auf Europa über» ist für die Ombudsstelle nicht rassistisch, er läuft aber den WHO-Empfehlungen zuwider. (Bild Screenshot SRF)

Der SRF-Titel «Afrikanische Infektionskrankheit greift auf Europa über» ist für die Ombudsstelle nicht rassistisch, er läuft aber den WHO-Empfehlungen zuwider. (Bild Screenshot SRF)

Vor wenigen Tagen wurden die ersten «Affenpocken»-Todesfälle in Europa gemeldet. Nun hat die Ombudsstelle SRF ermahnt, sich bei der Berichterstattung an die Terminologie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu halten.

Auf Kritik stiess der Titel «Afrikanische Infektionskrankheit greift auf Europa über», mit dem ein Onlineartikel von SRF News am 19. Mai überschrieben war.

«Mit diesem rassistisch formulierten Titel wird Angst verursacht, die auf uralten rassifizierten und stereotypisierten Bildern beruht», beschwerte sich eine Leserin und verlangte: «Solche Titel dürfen nicht mehr vorkommen, es gibt bestimmt andere Formulierungen.»

Neue Krankheiten oder Viren würden oft nach dem Ort, wo sie erstmals auftraten, benannt, so die Ombudsleute: das «Toskana-Virus» oder das «Schmallenberg-Virus» zum Beispiel, das «Philadelphia-Chromosom» oder das «Ebolafieber».

«Die ‚Affenpocken‘ wurden bis 2019 fast ausschliesslich in Zentral- und Westafrika festgestellt, weshalb der Begriff «afrikanische Infektionskrankheit» in Anlehnung an die verbreitete Benennungsstrategie nachvollziehbar ist», schreiben die Ombudsleute in ihrem Bericht.

Jedoch hat die WHO 2015 empfohlen, neue Krankheiten oder Erreger nicht mehr von Orts- oder Tiernamen abzuleiten. Zwar seien solche Benennungen per se noch nicht rassistisch, jedoch könnten sie rassistisch motivierte Übergriffe begünstigen, wenn ganze Regionen mit einem tödlichen Virus assoziiert würden.

Der Klein Report erinnert sich an die Wortwahl «China-Virus» für den neuen Covid-Erreger, womit Ex-Präsident Donald Trump alte Ressentiments zur «gelben Gefahr» wachrief. 

Die Ombudsleute sehen zwar keinen Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit, sie appellieren jedoch an die SRF-Redaktionen, die Empfehlung der WHO umzusetzen.

Auch beim Vorwurf der Angstmacherei sehen die Ombudsleute keine Begründung. «Inwiefern das Wort ‚afrikanisch‘ Angst auslöst, erschliesst sich uns nicht. Dass die Ausbreitung der ‚Affenpocken‘ auf Europa Angst auslösen kann, ist verständlich.» 

SRF schüre diese Angst aber nicht. So werde in dem kritisierten Onlineartikel darauf hingewiesen, dass die Symptome der Krankheit vergleichsweise harmlos seien.