Und es kam doch anders, als man noch vor zwei Wochen hätte vermuten können. Die Zusammenarbeit des «Landboten» mit den Tagblatt Medien, die damals angekündigt wurde, wies auf die NZZ-Mediengruppe als Käufer hin, aber auch der Name Christoph Blocher hielt sich hartnäckig. Nun also hat aber Tamedia vom Vorverkaufsrecht Gebrauch gemacht und sich die Ziegler Druck- und Verlags-AG geschnappt.
«Die Verkäufer haben uns im vergangenen Jahr darüber informiert, dass sie über einen Verkauf nachdenken», sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer am Dienstag gegenüber dem Klein Report. «Deshalb mussten wir uns die Frage stellen, was ein Verkauf des `Landboten` an einen anderen Partner für den `Landboten`, aber auch die anderen drei Partner der Zürcher Regionalzeitungen bedeutet hätte, und haben uns dazu entschieden, das Vorkaufsrecht auszuüben.»
«Damit kann der Zeitungsverbund der Zürcher Regionalzeitungen weiterbestehen», so Zimmer. «Dieser Verbund bietet die besten Voraussetzungen dafür, dass die Zürcher Regionalzeitungen als starke dritte Zeitungsstimme im Kanton Zürich erhalten bleiben, ein Verkauf des `Landboten` an einen anderen Partner hätte diese Zukunft hingegen unter Umständen gefährdet.»
Ein Schnäppchen hat der Zürcher Verlag wahrscheinlich nicht gemacht. Vielleicht war auch das ein Grund, weshalb Tamedia lieber auf einen Kauf verzichtet hätte. «Wir hätten die bisherige, bewährte Zusammenarbeit gerne fortgesetzt», so Zimmer.
Ob die Bedingungen des Kaufvertrages denn nicht im Sinne waren, wollte der Klein Report wissen. «Da es keine Verhandlungen über diesen Vertrag gab, lässt sich diese Frage nicht beantworten», sagte Zimmer. «Im Rahmen dieses Vorkaufsrechts sind wir verpflichtet, die Eckpunkte des zwischen den Eigentümern der Ziegler Druck- und Verlags-AG und dem anderen Kaufinteressenten ausgehandelten Vertrages unverändert zu übernehmen.»
Möglicherweise hatte der Konkurrent, der den Vertrag aushandelte und nun leer ausging, ein Interesse daran, den Preis für die Ziegler Druck- und Verlags-AG in die Höhe zu treiben - im Wissen darum, dass Tamedia das Vorverkaufsrecht nutzen würde. Wie dem auch sei - ausgegangen ist es jedenfalls zugunsten der Verlegerfamilie des «Landboten».
Wer der Mitbewerber war, gaben weder Zimmer noch Colette Gradwohl, die Chefredaktorin des «Landboten», bekannt. «Wir wissen deshalb nicht, mit wem alles die Mehrheitseigentümer der Ziegler Druck- und Verlags-AG über einen Verkauf verhandelt haben», so Zimmer. «Wir sind verpflichtet, uns nicht zu vertraulichen Einzelheiten des Verkaufsprozesses zu äussern.» Und Colette Gradwohl meinte am Dienstag gegenüber dem Klein Report: «Dazu kann ich keine Auskunft geben.»
Dass die neuen Besitzverhältnisse nun aber klar sind, begrüsst sie. «Ich bin froh, dass nun klar ist, wie es weitergeht», so Gradwohl. «Natürlich ist Wehmut da. Auf der anderen Seite sind mit dieser Lösung die längerfristigen Perspektiven für unser Unternehmen wohl respektive hoffentlich besser.»
Angesichts des Konkurrenzdrucks und tief greifenden Strukturwandels in der Druckerei- und Medienbranche sei seit geraumer Zeit absehbar gewesen, dass dieser Entscheid eines Tages gefällt werde, weil die Besitzer des Unternehmens in der Integration in eine gut aufgestellte Mediengruppe bessere Perspektiven sähen als im Alleingang.