HbbTV über die Swisscom-TV-Box bietet die Möglichkeit von «interaktiver Werbung» und ist damit eine potenzielle Goldgrube für Fernsehsender. Noch produzieren unter den Schweizer TV-Sendern lediglich die Kanäle der SRG ein Signal für HbbTV. Mit privaten Anbietern befindet sich die Swisscom zurzeit in Gesprächen, wie Recherchen des Klein Reports zeigen.
Wer individuell zugeschnittene Informationen zu Produkten und Rabatten will, bekommt diese mit einem Klick auf dem Fernsehgerät, so das Grundkonzept von HbbTV. Für diese «interaktive Werbeform» werden unter anderem Cookies auf der TV-Box gespeichert, die durch Einwilligung der Kunden zur Analyse ihres Nutzungsverhaltens verwendet werden können.
Genutzt wird diese Werbeform derzeit lediglich von den drei SRF-Sendern sowie RTS, RSI, ARD, ZDF, Arte und von den beiden ORF-Sendern, die ein Signal für HbbTV über Swisscom TV 2.0. produzieren. Und wo stehen die privaten Schweizer TV-Sender?
«Wir prüfen aktuell, ob und in welcher Angebotsausgestaltung wir HbbTV bei unseren Sendern einführen. Innerhalb des TV-Sender-Portfolios von `AZ Medien TV` werden wir beim Thema HbbTV die Regional-TV-Sender TeleZüri, Tele M1 und TeleBärn prioritär angehen», sagte Roger Elsener, Geschäftsführer TV & Radio der AZ Medien, auf Anfrage des Klein Reports.
Nicht auf den HbbTV-Zug aufspringen will hingegen der Privatsender 3+: «Bisher ist HbbTV bei uns kein Thema, weil eine flächendeckende Verbreitung durch die Weiterverbreiter nicht gewährleistet werden kann und die Kosten für uns sehr hoch wären», so CEO Dominik Kaiser zum Klein Report.
Und auch bei MySports ist die interaktive Werbung «aktuell und in absehbarer Zukunft kein Thema», so Alexandra Bini, Mediensprecherin Schweiz & Österreich von UPC, auf Anfrage. Man sehe «zurzeit kein erkennbares Geschäftsmodell für HbbTV bei MySports», so Bini.
Unterschiedlicher Ansicht sind die privaten TV-Stationen unter anderem bei den Monetarisierungsmöglichkeiten von HbbTV. «Eine potenter Werbemarkt für HbbTV muss sich erst noch entwickeln. Daher rechnen wir aktuell noch nicht damit, dass HbbTV ab Start vollständig kostendeckend betrieben werden kann. Perspektivisch sehen wir jedoch gute Chancen», so Elsener.
Damit, dass sich der Aufwand mit zusätzlichen Werbeeinnahmen monetarisieren lassen wird, «ist aktuell nicht zu rechnen», glaubt hingegen Dominik Kaiser. Dieser sagte weiter, dass sich «diverse Weiterverbreiter weigern, ein mögliches Hbb-Signal von unseren Sendern aufzuschalten, und schieben technische Gründe vor», so der Gründer von 3+.
Details zu Gesprächen mit einzelnen Weiterverbreitern wolle man aber keine bekannt geben. Diese Antwort erhielt der Klein Report auch von den AZ Medien. Roger Elsener liess sich lediglich entlocken, dass «wir für die Verbreitung von HbbTV darauf angewiesen sind, dass Plattformbetreiber wie Swisscom unser Sendesignal - also auch HbbTV - verbreiten und unseren Zuschauern zuführen. Entsprechend sind wir seit einiger Zeit in konstruktiven Gesprächen mit der Swisscom».
Bei der Swisscom nach einer möglichen Zusammenarbeit mit privaten TV-Sendern gefragt, erhielt der Klein Report zur Antwort: «Swisscom unterstützt innovative Ansätze, solange das Fernseherlebnis für die Swisscom-TV-Kunden nicht negativ eingeschränkt wird. Anfragen von TV-Programmen werden individuell beurteilt», so Sepp Huber, Leiter Media Relations.
Doch was kostet eigentlich die Schaltung von HbbTV-Werbung? «Es gibt keine Entschädigung von der SRG an die Swisscom», sagte SRG-Mediensprecher Daniel Steiner zum Klein Report. Zudem setze man im Bereich der interaktiven Werbung keine Cookies. «Dies ist in der Datenschutzerklärung zur Werbung auch so deklariert», so Steiner.