Feuer im Dach beim Zürcher Medienhaus: Die Redaktionsmitglieder der Tamedia-Titel in der Romandie fühlen sich von ihrem Arbeitgeber übergangen. Am Freitag protestierten knapp 200 vor dem ehemaligen Edipresse-Gebäude in Lausanne.
An der Protestaktion formulierten die Westschweizer Redaktorinnen und Redaktoren ihre Forderungen an die Tamedia-Führung: So sollen unter anderem die Renditeziele der einzelnen Titel heruntergeschraubt und bis Ende 2019 auf Entlassungen verzichtet werden.
Darüber hinaus fordern die Mitarbeitenden von «Le Matin», «Le Matin Dimanche», «24heures», «Tribune de Gèneve» und «Fémina», dass die Unternehmensleitung des Konzerns mit der Arbeitnehmervertretung Verhandlungen über die Umstrukturierung aufnimmt und dass die Anliegen der Journalistinnen und Journalisten endlich ernst genommen werden.
Dies sei bisher nicht der Fall gewesen, sagte Stephanie Vonarburg, Vizepräsidentin und Leiterin Sektor Medien bei der Gewerkschaft Syndicom, auf Anfrage des Klein Reports. «Die Mitarbeitenden sind frustriert und verärgert, weil sie schon lange versuchen, mit der Geschäftsleitung ins Gespräch zu kommen, jedoch mit ihren Forderungen bisher auf eine Mauer gestossen sind.»
Daher habe man den Vorsitzenden der Unternehmensleitung, Christoph Tonini, per Brief zu einem persönlichen Treffen eingeladen, dieser habe aber abgelehnt. Am Freitag habe sich dieser Frust nun in einem Protest entladen, so Vonarburg.
Patrick Matthey, Kommunikatonsverantwortlicher von Tamedia Publications in der Romandie, sagte dem Klein Report dazu: «Serge Reymond, der für unsere Bezahlmedien in der Romandie verantwortlich ist, hat in den letzten Wochen ausführlich mit allen Redaktionen gesprochen. Christoph Tonini wird sich im Frühjahr mit den Redaktionen treffen.»
Darüber hinaus habe man die Mitarbeitenden ausführlich über die Gründe informiert, warum man die neue Organisation eingerichtet habe. «Der soziale Dialog war und ist Tamedia wichtig und wir haben ihn in den letzten Monaten durch Informationsveranstaltungen und Treffen mit den Personalkommissionen gepflegt», so Matthey.
Pikant: Die Wahrnehmung der Geschäftsführung und der Mitarbeitenden scheint in dieser Frage meilenweit auseinanderzuklaffen.
Und auch in einem anderen Punkt kann Matthey die Angestellten nicht beruhigen: «Es gibt keine Entscheidung, die gedruckte Ausgabe von ´Le Matin` einzustellen», kommentierte er ein Gerücht, das unter den Mitarbeitenden kursiert.