Das lineare Fernsehen lebt und hat mit Blick auf die Schweizer Single Charts vom Sonntag, 18. Februar, viel Grund zum Feiern: Gleich zwei Sänger und eine Sängerin haben kürzlich ausgestrahlte TV-Events genutzt, um sich in die Top 10 zu katapultieren.
Der Klein Report hat die ersten hundert Plätze der Schweizer Hitparade betrachtet und insgesamt 14 neue Musikstücke entdeckt, die kürzlich ihre Premiere am TV feierten – grossmehrheitlich am Festival della Canzone Italiana di Sanremo von Rai Uno, aber in einem prominenten Fall auch in der Musiktalentshow «Star Academy» des französischen Fernsehsenders TF1.
Geradezu rekordverdächtig ist, wie stark der Mailänder Sänger Mahmood seine Fernsehpräsenz jeweils auszunutzen weiss. Nach «Soldi» (Platz 5 im Jahr 2019) und «Brividi» (Platz 1 anno 2022) ist «Tuta Gold» bereits seine dritte Single, die es nach einem Sanremo-Auftritt nach ganz weit oben in die Schweizer Hitparade geschafft hat.
Einzig der US-amerikanische Sänger und Songwriter Benson Boone ist mit «Beautiful Things» aktuell vor ihm klassiert, gleich dahinter folgt Mahmood auf Platz 2. Das ist umso beachtlicher, weil Mahmood im Musikwettbewerb von Sanremo selbst nur den sechsten Platz belegt und somit nicht einmal eine Finalplatzierung erreicht hatte.
Der französische Gegenpart zu Mahmood ist der 21-jährige Sänger Pierre Garnier. Zwei Wochen, nachdem er die diesjährige Ausgabe der Musiktalentshow «Star Academy» von TF1 gewonnen und seine erste Single veröffentlicht hat, wurde er im ganzen französischsprachigen Sprachraum zu einem echten Phänomen im Radio und auf den Streaming-Plattformen. Dieser Erfolg trägt ihn auf Platz 5 der Schweizer Hitparade. Selbsterklärend seine erste Top-10-Klassierung in der Schweiz.
Ein solcher Top-10-Erfolg wurde dagegen ausgerechnet der 23-jährigen italienischen Sängerin Angelina Mango verwehrt, die vor einer Woche als erste Frau seit zehn Jahren das Festival della Canzone Italiana di Sanremo gewonnen hat. Im ersten Anlauf hat sie es nur auf Platz 11 geschafft. Da sie aber Mitte Mai Italien am Eurovision Song Contest in Malmö vertreten darf, wird ihre fernsehbedingte Top-10-Klassierung wohl bald ebenfalls Tatsache werden.
Bereits gelungen ist dies der Sanremo-Dritten Annalisa mit dem Song «Sinceramente». Sie darf sich über Platz 6 freuen – nachdem ihre früheren Singles in der Schweiz auf den Plätzen 71, 70, 96 und 88 gelandet waren.
Wie gross der Sanremo-TV-Effekt sein kann, zeigt insbesondere folgende Eigentümlichkeit: Der Raptop «I p’me, tu p’te» von Geolier auf Platz 13 dürfte das allererste vollständig auf Neapolitanisch gesungene Lied sein, das in unserem Alpenland eine Hitparadenklassierung erreicht hat.
Zur besseren Einordung: Obwohl das Neapolitanische auf eine reiche Tradition in Literatur, Musik und Theater zurückblicken kann, geniesst die Sprache keine offizielle Anerkennung in Italien und darf daher auch nicht in staatlichen Schulen unterrichtet werden. Und für Deutschschweizer Ohren ist Neapolitanisch schlichtweg kaum verständlich.
Die weiteren Klassierungen des breitgefächerten Sanremo-Teilnehmerfeldes: Irama (Platz 16), Ghali (Platz 25), The Kolors (Platz 37), Loredana Bertè (Platz 66), Alfa (Platz 72), Mr. Rain (Platz 80), Emma (Platz 81), Gazzelle (Platz 84) und Rose Villain (Platz 96).