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Donnerstag
07.05.2020

TV / Radio

Wem gehört die Deutungshoheit, der Politik oder der Wissenschaft? «Die Antwort dazu ist nicht Aufgabe der Medien», schreibt die Ombudsstelle.

Wem gehört die Deutungshoheit, der Politik oder der Wissenschaft? «Die Antwort dazu ist nicht Aufgabe der Medien», schreibt die Ombudsstelle.

Ein Zuschauer beschwerte sich bei der Ombudsstelle, dass SRF während der Corona-Krise den Experten eine zu grosse Bühne biete. Und dass die SRG «den Bundesrat spielt».

Fachspezialisten sollten ihre Meinung in den entsprechenden Gremien einbringen und «sicher nicht vor grossem Publikum». Das verunsichere das Publikum eher als dass es beruhige, beschwerte sich der Zuschauer. Zudem würde die Expertenmeinung «genüsslich wiederholt».

In der «10vor10»-Ausgabe vom 16. März, dem Tag des «Lockdowns», kam der Virologe Marcel Salathé ausführlich zu Wort. In der Ausgabe vom Folgetag waren es Vertreter des Verbandes Labmed, der WHO-Generaldirektor der WHO und Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. Und in der «Puls»-Sendung vom 16. März führte die Redaktion ein Gespräch mit dem Epidemiologen Christian Althaus.

Die Medien seien Überbringer von Botschaften und als Überbringer solcher Botschaften seien sie zugleich Multiplikatoren, schreibt die Ombudsstelle zu der Beschwerde. «Das haben Fachexperten wie Marcel Salathé oder Christian Althaus begriffen und sie nutzen diese Multiplikatorenrolle gerne und extensiv.»

Der springende Punkt sei: «Wenn die Medien die Äusserungen solcher Wissenschafter aber nicht aufgreifen würden, würden sie ihre Informationsfunktion vernachlässigen.» Sie müssten ernstzunehmende Stimmen hörbar machen, weil sie sonst aus ihrer Beobachterrolle fallen würden.

Daher habe SRF das Sachgerechtigkeitsgebot nicht verletzt. Was aber bleibe, so die Ombudsstelle, sei die grundsätzliche Frage, wie stark sich Wissenschafter in die öffentliche Diskussion einmischen und der Politik Ratschläge erteilen sollen.

«Es bleibt offen, wem die Deutungshoheit gehört - der Politik oder der Wissenschaft. Die Antwort dazu ist nicht Aufgabe der Medien.»