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Donnerstag
18.08.2022

TV / Radio

Polizisten am Boden: Das können doch keine misshandelten Uiguren sein, bemerkte ein Zuschauer, was die Redaktion übersehen hatte. (Bild Screenshot SRF)

Polizisten am Boden: Das können doch keine misshandelten Uiguren sein, bemerkte ein Zuschauer, was die Redaktion übersehen hatte. (Bild Screenshot SRF)

Das Nachrichtenmagazin «10 vor 10» hat eine Aufnahme gezeigt, auf der angeblich Uiguren misshandelt wurden. Dabei waren chinesische Sicherheitskräfte bei einer Übung zu sehen.

«Auf lange Sicht gewinnt man nur, wenn man bei der Wahrheit bleibt und nicht mit Bildern emotional aufheizt, welche eindeutig nicht dem entsprechen, was zu diesen Bildern gesagt wird», lautete die Kritik eines Zuschauers zu dem umstrittenen «10 vor 10»-Beitrag.

Am 24. Mai berichtete das Newsmagazin über die Situation von Uigurinnen und Uiguren in «Umerziehungslagern». Aufhänger waren neue Beweise und Bilder für die Unterdrückung der Bevölkerungsgruppe in China. 

Das geleakte Material war von einem Recherchenetzwerk, dem unter anderem der «Spiegel», die BBC und «El País» angehörten, ausgewertet und freigegeben worden.

Im Beitrag zeigte «10 vor 10» auf, dass die neu aufgetauchten Dokumente und Fotos in krassem Widerspruch stehen zu dem, was das offizielle China zu den Uiguren und Uigurinnen kommuniziert. Zudem wurde erklärt, wie die Bilder an die Öffentlichkeit gelangten seien.

«Es zeigt sich nun konkret, dass es hier zu Diskriminierung und Folter kommt», wurde eine dieser Aufnahmen kommentiert.

Der aufmerksame Zuschauer bemerkte, dass die am Boden liegenden Personen ebenfalls Uniform trugen, genauso wie die stehenden Personen, von denen sie traktiert werden. Zu sehen sei «mit allergrösster Sicherheit nicht ein Fall von Misshandlung oder von einer Verhaftung», beschwerte er sich gegenüber der Ombudsstelle.

Die «10 vor 10»-Redaktion entschuldigte sich für den Fehler. Auch andere Aufnahmen des Uiguren-Beitrags hätten solche Polizeiübungen gezeigt – was die Redaktion verpasst habe zu erwähnen.

Die verantwortliche Journalistin habe gewusst, dass das Material aus einer verlässlichen Quelle stamme und vom Recherchenetzwerk «wochenlang geprüft und schliesslich freigegeben» worden sei, so die Redaktion weiter. «Sie konnte sich also auf die Authentizität des Materials verlassen und hat deshalb nicht jedes einzelne Bild analysiert. Das erwies sich als Fehler.»

Verlässliche Quelle hin oder her: «10 vor 10» verstiess mit dem Patzer gegen die Sachgerechtigkeit, befanden die Ombudsleute.