Rund drei Monate nach der Heimkehr der meisten Kriegsreporter aus dem Irak ist deren Bilanz zwiespältig: Einerseits würden sich 89% der «eingebetteten» Journalisten im nächsten Krieg wieder an die Seite der US-Streitkräfte begeben, wie aus einer Umfrage der Defense Information School in Fort Meade (Maryland) hervorgeht. Andererseits häufen sich die Klagen über die Schwächen der Berichterstattung - auch von Journalisten, die selbst dabei waren. Einer von ihnen ist der US-Fernsehreporter von ABC John Donvan. Als er endlich im irakischen Kriegsgebiet angekommen war, erwartete er jubelnde Iraker. Schliesslich hatten viele seiner Berufskollegen solche Bilder nach Hause gesendet. Doch er stiess auf hasserfüllte Einheimische, die den Amerikaner als «Satan» beschimpften. Sein Fazit: «Ich habe einen anderen Krieg gesehen.»
Am häufigsten beschweren sich die Reporter nun darüber, dass sie von «ihrer» Einheit an der Front nicht genug Informationen zum übrigen Kriegsverlauf erhalten hätten. So auch William Branigin, Kriegsreporter der «Washington Post». «Ich hatte keinen Überblick über die Lage im Irak», sagt er. Seine Informationen zum Kriegsverlauf bekam Branigin per Satellitentelefon von der Redaktion aus der Heimat. 11% der mehr als 100 befragten Reporter beschweren sich über einen «ungünstigen» Einfluss der Pentagon-Regeln zur Berichterstattung, 46,5% über einen «mässig negativen» Einfluss. Sein Hauptziel scheint das Pentagon erreicht zu haben: Mehr als 67% der Reporter gaben an, dass die Erfahrungen im Irak ihre Wahrnehmung des US- Militärs «beeinflusst» hätten - Oberstleutnant Long sprach denn auch von «einem Schritt in die richtige Richtung.»
Montag
04.08.2003