Der diesjährige Tribute to... Award des Zurich Film Festival geht an die französische Drehbuchautorin und Filmregisseurin Claire Denis. Sie habe «jenseits von erzählerischen Routinen und formalen Standards ihre ganz eigene Filmsprache entwickelt», schreibt die Filmjury zu ihrer Wahl.
Seit über 25 Jahren hat sich Claire Denis im zeitgenössischen Kino einen Namen gemacht. Als Assistentin hat sie bei den Filmemachern Costa-Gavras, Jacques Rivette, Jim Jarmusch und Wim Wenders gearbeitet. Sie hat sowohl Spiel- und Dokumentarfilme wie auch Kurzfilme gedreht. Denis gilt heute als eine der bedeutendsten Vertreterinnen des europäischen Kinos.
Ihr Filmschaffen ist eng mit dem afrikanischen Kontinent verbunden. Die 1948 geborene Claire Denis wuchs als Tochter eines Kolonialbeamten in verschiedenen afrikanischen Ländern auf. Ihr erster autobiografisch gefärbter Film «Chocolat» (1988) spielt in Kamerun, ihr bekanntestes Werk «Beau Travail» (1999) ist im Milieu der Fremdenlegionäre in Dschibuti angesiedelt, und im Jahr 2009 kehrte sie für «White Material» erneut nach Afrika zurück.
Denis interessiert sich für die Auswirkungen des Kolonialismus, des Fremdseins in einem fremden wie im eigenen Land. Ihre Protagonisten sind Menschen, die sich nicht anpassen: Aussenseiter, Einzelgänger, aber auch Heimatlose, Fremde. Claire Denis` Filme sind jedoch nicht vordergründig politisch. Themen wie Migration und Rassismus werden nicht plakativ verhandelt, sondern scheinen bloss dezent auf. Im Mittelpunkt steht bei ihr immer der Mensch.
Claire Denis` Figuren sind wortkarg. Nicht Dialoge beherrschen die Szene, sondern Blicke, Gesten und die Körpersprache. Ihre Filme spielen auf verschiedenen Ebenen, formal lassen sich Wirklichkeit und Traum nicht immer klar unterscheiden.
In einer Retrospektive am Zurich Film Festival werden sechs ihrer Film gezeigt, darunter auch ihr jüngster Film «Les Salauds» (2013).