Die älteste Uni-Zeitung der Schweiz kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten: Druck und Versand der Print-Ausgabe kosten 20 000 Franken. Ein Betrag, der durch Inserateverkauf kaum zustande kommt, erklären die Redaktionsleiter Reto Heimann und Oliver Camenzind gegenüber dem Klein Report.
Reto Heimann, Co-Redaktionsleiter der «Zürcher Studierendenzeitung» (ZS), sitzt vorübergebeugt auf dem alten Bürostuhl: «Momentan kommt durch den Verkauf von Inseraten kaum etwas in die Kasse», konstatiert er. Seit die letzte Ausgabe wegen rückläufigen Werbeeinnahmen zwei Wochen später als geplant erscheinen musste, ist die Redaktion an der Rämistrasse verunsichert.
Alle fragen sich, ob eine Publikation, die kostenlos an die Studierenden der Universität Zürich versendet wird, dem kriselnden Print-Werbemarkt standhält. «Unser aktuelles Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr», sagt Heimann gegenüber dem Klein Report. Erstellt wird die ZS von motivierten Freiwilligen, weder Redaktionsmitglieder noch Freie werden entlohnt.
Die Zeitung erscheint seit 1923, damals noch unter dem Namen «Zürcher Student». In den rebellischen 60er-Jahren wechselte ihr politischer Kurs nach links und ihr Name wurde mit «Zürcher Studentin» auch weiblicher. Die 2007 aktualisierte ZS finanziert sich zu «95 Prozent mit Inserateeinnahmen» und wird von der studentischen Vereinigung Medienverein herausgegeben, erklärt Co-Leiter Oliver Camenzind.
«Viele namhafte Persönlichkeiten haben sich ihr Handwerk bei der ZS angeeignet», betont er etwas stolz. So schrieben unter anderem Constantin Seibt und Ruedi Widmer sowie die Autoren Max Frisch und Kurt Tucholsky für die Studierendenzeitung Zürichs. «Das ist eine Bestätigung dafür, dass wir einige Dinge richtig gemacht haben», so Camenzind weiter.
Im Laufe der Zeit bröckelte die Finanzierung aber zunehmend, weshalb 2007 das Layout angepasst wurde und die Zeitung statt einmal-wöchentlich neu sechsmal pro Jahr erschien. Dafür wurde sie an alle Adressen der Uni und der ETH Zürich verschickt. Anfangs war das 2007 lancierte Geschäftsmodell «recht lukrativ», wie Heimann ausführt. Die am Werbemarkt wertvollen ETH-Adressen verlor die ZS aber auf diesen Herbst. «Ein weiterer Verlust», stellt er fest.
Nun brechen erneut die Werbeeinnahmen weg. Heimann meint: «Es ist ein schleichender Prozess, aber es sieht immer schlechter aus.» Die beiden Leiter versuchen deshalb, die Produktionskosten der Zeitung mit einem möglichen Wechsel der Druckerei zu senken. «Die Versandkosten sind fix, aber bei den Druckkosten sehen wir grosses Sparpotenzial», sagt Camenzind zum Klein Report.
Zukunftsaussichten gibt es trotz allem: In den kommenden zwei Jahren werden alle Ausgaben der ZS online zugänglich gemacht. Für Camenzind ein Beweis dafür, dass die «Zürcher Studierendenzeitung» «ein `Echo der Zeit` von jungen Leuten ist» und weiterbestehen soll. «Das nächste halbe Jahr ist wohl gesichert», schliesst Heimann zuversichtlich ab.