Ob in Genf, Biel oder Bern, allerorten gibt es politische Vorstösse gegen die Aussenwerbung. Nun hat der Zürcher Stadtrat ein Moratorium für den Ausbau digitaler Werbe-Screens bis 2030 verhängt. Ein generelles Verbot lehnt er aber ab.
Eine Motion der Fraktion der Alternativen Liste verlangt ein grossflächiges Verbot von Aussenwerbung, wenn sie auf öffentlichem Grund sichtbar ist. Ausgenommen wären unter anderem Werbung für lokale Kulturevents, unkommerzielle Angebote sowie Informationen der Behörden oder zur politischen Meinungsbildung.
Ein solches pauschales Werbeverbot lehnt der Stadtrat ab, weil es «massiven und einseitigen regulativen Eingriff» in die lokale Wirtschaft bedeuten würde, wie das Amt für Städtebau am Mittwoch schreibt.
Das hätte zur Folge, dass die Gelder in andere Werbekanäle verschoben würden. Diese Werbemärkte aber seien «grösstenteils von internationalen Konzernen geprägt», so das Amt weiter.
«Der Verband Aussenwerbung Schweiz (AWS) begrüsst es, dass der Zürcher Stadtrat ein Werbeverbot im öffentlichen Raum ablehnt», sagte AWS-Präsident Markus Ehrle auf Nachfrage des Klein Reports. «Wir teilen die Punkte seiner Begründung zur Ablehnung dieser Motion.»
Die Stadt Zürich hat bereits heute verschiedene Regelungen für Aussenwerbung. 2022/23 hatte sie die «Vorschriften über das Anbringen von Reklameanlagen im öffentlichen Grund» und die städtischen Aussenwerbekonzepte, die für einen «verträglichen Betrieb» sorgen sollen, aktualisiert.
Gemäss dem Amt für Städtebau geniesst die Aussenwerbung auf öffentlichem Boden in der Stadtbevölkerung eine «hohe Akzeptanz», besonders auch im Vergleich zu anderen Werbeformen.
Total gibt es auf Zürcher Stadtboden 3377 Werbeflächen, darunter auch 651 Flächen für kulturelle Werbung. Die Stadt verpachtet das Recht des Plakatanschlags an die Werbevermarkter, die unter anderem auch Vorgaben zur Nachhaltigkeit einhalten müssen.
Diese Konzessionen bringen pro Jahr 28 Millionen Franken ein. Gemäss Stadtverwaltung fliessen davon rund 9,5 Millionen Franken in die Haltestelleninfrastruktur. Rund 3 Millionen gehen gemäss Leistungsvereinbarung an den Zürcher Verkehrsverbund (ZVV). Der Rest fliesst in die Stadtkasse.
Gut jede zehnte Werbefläche, nämlich 377, ist digital. Diese hat die Stadt seit 2016 schrittweise in der Innenstadt sowie an Haltestellen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) in Betrieb genommen.
«Erkannt ist die schlechtere Ökobilanz von solchen Anlagen im Vergleich zur analogen Plakatierung. Sie sind jedoch für die Stadt wirtschaftlich um ein Vielfaches attraktiver», schreibt das Amt für Städtebau.
Beschlossen hat der Zürcher Stadtrat nun, die Praxis bei digitalen Aussenwerbe-Screens zu überprüfen.
Bis 2030 stoppt er deren Ausbau. Dies, damit die ökologische Verträglichkeit der Screens von technischen Neuerungen profitieren könnte.