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Freitag
04.10.2013

Kino

Douglas_Michael_Liberace_Klein_Report

Ein Palast, Diamantringe, Pelzmäntel mit meterlanger Schleppe, Statuen, Marmor, Gold, kläffende Pudel, Glitzer, Glamour und Kitsch, der sogar Bayernkönig Ludwig II. auf seinem Schloss Neuschwanstein vor Neid erblassen liesse. Mitten drin sitzen Michael Douglas mit ondulierter Toupetfrisur als Pianist Liberace und sein «Baby Boy», gespielt vom durchtrainierten Matt Damon, halbnackt im Whirlpool, schauen sich tief in die Augen und trinken Champagner.

Im Film «Liberace - zu viel des Guten ist wundervoll» trägt Regisseur Steven Soderbergh ganz dick auf - schwuler geht es kaum.

Dennoch geht es im Film um mehr als Schönheitsoperationen, Homosexualität und Kitsch. Er erzählt eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen mit all ihren Höhen und Tiefen und bleibt dank der punktgenauen Dialoge immer realistisch.

Partner des Zürich Filmfestivals luden Gäste an die Premiere des Filmes am Dienstag im Corso ein. So auch Imaculix, das Filmproduktionsunternehmen von Andy W. Bohli, der seine Gäste anschliessend in die blumengeschmückte Frauenbadi führte, wo die Musik Liberaces im Hintergrund klimperte.

Unter den Gästen auch Regisseur Michael Steiner, der gegenüber dem Klein Report begeistert meinte: «Mir hat die Enge der Inszenierung gefallen. Beinahe der ganze Film spielt bei Liberace zu Hause, es ist fast wie in einem Theaterstück. Und die Leistung der Schauspieler kommt dadurch zur Geltung.»

Zur fortgeschrittenen Stunde erschien auch Festivalchefin Nadja Schildknecht an der Party in der Frauenbadi, wo zwischendurch eine Drag Queen im grünen Glitzerfummel zu Gloria Gaynor auftrat. «Matt Damon und Michael Douglas in diesen Rollen zu sehen, war amüsant. Ihre schauspielerische Leistung war überzeugend!»

Michael Douglas in der Rolle des ewig jungen tuntenhaften Las Vegas Stars begeisterte alle. Im Endeffekt beschreibt der Film aber nebst dem Thema Homosexualität auch eine grosse Liebesgeschichte. Mike, einer der Gäste an der Imaculix-Party, sagte es treffend: «Die Dialoge waren äusserst gelungen, da haben sich sicher einige Sitcom-Autoren einen heiden Spass daraus gemacht. Die Darstellung der Schwulenbeziehung war taktvoll und nicht überzogen wie in so vielen Hollywood-Filmen.»

Marius Deflorin, neuer Mitarbeiter bei Imaculix, hatte ebenfalls viel Lob für den Film übrig: «Die schauspielerische Leistung von Michael Douglas hat mich überrascht. Es war ein ganz anderer Douglas als gewohnt. Ausserdem sieht er unglaublich fit aus, so kurz nach seiner Krebserkrankung.»

Stefania Lorenzetto, die in der Musikbranche tätig ist, lobte die unterhaltsame Filmmusik, die das Publikum in die 70er- und 80er-Jahre versetzte. Die Länge des Filmes sah sie aber kritisch: «Das Thema der Liebesbeziehung war etwas zu eintönig für zwei Stunden Film», sagte sie gegenüber dem Klein Report.

Ähnlich sah das Tanja Krauss, Marketingmanagerin bei Odlo. Ihr gefiel der Anfang des Filmes sehr gut: «Das Ende war mir aber zu vorhersehbar», fand sie.

«Liberace» war den US-Filmstudios zu schwul, weshalb kein Verleiher gefunden werden konnte. Der TV-Sender HBO hatte mehr Mut, strahlte ihn im Fernsehen unter dem Titel «Behind the Candelabra» aus und wurde mit drei Emmys ausgezeichnet. In der Schweiz startet «Liberace» am 10. Oktober.