Content:

Sonntag
08.01.2023

Medien / Publizistik

27'000 Franken Kopfgeld hat Erdogan auf Can Dündar ausgesetzt. (Bild Screenshot ZDF)

27'000 Franken Kopfgeld hat Erdogan auf Can Dündar ausgesetzt. (Bild Screenshot ZDF)

Es mutete an wie in einem billigen Western, als Erdogan neulich ein Kopfgeld auf Can Dündar ausgesetzt hat. Jetzt wird der Ruf laut, den ehemaligen Chefredaktor der türkischen Tageszeitung «Cumhuriyet» besser zu schützen.

500'000 Türkische Lira – umgerechnet etwa 27'000 Franken – soll demnach bekommen, wer Hinweise liefert, die zur Ergreifung führen. Die sogenannte «Graue Liste» mit den Namen und Fotos der «meistgesuchten Terroristen» ist auf der Website der türkischen Behörden publiziert.

«Einen prominenten Journalisten und Erdogan-Kritiker zum Abschuss freizugeben, ist ein Akt der Barbarei, mit dem sich die Erdogan-Diktatur ein weiteres Mal entlarvt», kritisiert Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes am Freitag.

Auch wenn auf sie kein Kopfgeld ausgesetzt ist, würden Exiljournalisten und -journalistinnen in ständiger Gefahr leben, Opfer der Schergen ihres Herkunftslandes zu werden. «Das müssten die Sicherheitsbehörden unter allen Umständen verhindern.»

Dündar war Chefredaktor der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet». Vor zwei Jahren war er in der Türkei unter anderem wegen angeblicher Spionage und Terrorunterstützung zu 27 Jahren Haft verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft nahm Berichte ins Visier, in denen «Cumhuriyet» 2015 über mutmassliche Waffenlieferungen der türkischen Regierung an syrische Islamisten berichtet hatte.

Seit 2016 lebt Dündar in Deutschland.