Im Zürcher Kongresshaus findet bis Montag die 16. Ausgabe der Gourmesse - Messe für Geniesser statt. Auch dieses Jahr sind für die Kochshows die einheimischen Stars am Herd erschienen oder erscheinen noch, zum Beispiel die Köchin des Jahres 2009 Käthi Fässler, Molekularkoch Rolf Caviezel, TV-Köchin Meta Hiltebrand, Spitzenkoch Werner Tobler, Tausendsassa René Schudel und vier Küchenchefs der Victoria-Jungfrau Connection.
Aller Anfang war schwer, so auch für diese avantgardistische, kulinarische Art von Messe im Jahr 1995, weil sich damals die sogenannte «Nouvelle Cuisine» oder auch «Cusine du marché», aus Frankreich inspiriert, bereits auf dem absteigenden Ast befand. In den Siebziger- und Achtzigerjahren entstanden in der Deutschschweiz Hochburgen der Spitzengastronomie: neben Fredy Girardet in der Romandie wurden Spitzenköche wie Ernesto Schlegel, Hans Stucki, Max Kehl oder Horst Petermann bekannt und eine doch zahlreiche Gästeschar frequentierte diese Edelrestaurants.
Im Schweizer Messewesen gab es ebenfalls fulminante Veranstaltungen, die auch kulinarische Akzente setzen konnten - wie die Mustermesse Basel (Muba), die ZÜSPA und die BEA. Das waren Herbst- oder Frühlingsveranstaltungen, wo das Publikum in hellen Scharen aus der ganzen Schweiz in die Messehallen strömte. Da gab es aber noch keine TV-Werbung und die Konsumgesellschaft war noch nicht geboren. Die Messen waren die einzigen Events, wo sich das gemeine Volk und die Profis über Neuheiten in Küche und Keller informieren konnten.
Die damalige Presse liess sich kaum über solche Alltagsthemen wie Essen und Trinken und Wohnen usw. aus, wie dies heute der Fall ist. Inzwischen haben aber diese Grossmessen ihren Glanz verloren. Heute kann man alles durch die TV-Werbung und im Internet erfahren und braucht zur Bewältigung eines netten Alltags keine Messen mehr. Eine Gourmesse jedoch braucht es immer noch. In dieser Form existiert eigentlich nur der von Slow Food Italien initiierte «Salone del Gusto» in Turin, wo Hunderttausende sich durch die Delikatessen- und Weinstände kämpfen.
Die Gourmesse erlebte unterschiedliche Episoden; im Jahr 1995 waren 27 Aussteller im Kongresshaus dabei und 4960 Eintritte wurden verzeichnet. Ein Spitzenwert wurde 2006 mit 161 Ausstellern und 12 898 Eintritten erreicht. Die wirtschaftliche Konjunktur machte sich jedoch beim Messewesen immer bemerkbar; was die Zahl der Aussteller und Besucher betrifft. Dieses Jahr dürfte wiederum ein Spitzenresultat erzielt werden. Am Freitagmittag bei der Eröffnung waren bereits sehr viele Besucherinnen und Besucher zu beobachten. Dabei fiel auf, dass ein aufmerksames, interessiertes Publikum den Weg durch die Hallen antrat.
Der Genussmarkt im Zürcher Kongresshaus hat nicht nur den Feinschmeckern etwas zu bieten; nein, es reicht, etwas neugierig zu sein und etwas mehr über unsere Lebensmittel zu erfahren. Vor Ort sind da: Willi Schmid, der Jersey Cheese Weltmeister 2010, Essigspezialistin Nicole Sprecher, Lachsprofi Mario Degonda und viele andere. Der Gastkanton Glarus schickt seine besten Backwaren-, Fleisch- und Käseproduzenten nach Zürich. Auch der Thurgau zeigt eine Fülle saisonaler Delikatessen. Die Präsenz dieser Kantone zeigt auch, dass wir in der Schweiz über hochstehende regionale Produkte wie Zigerkäse usw. verfügen.
Die Seminarreihe 2010 richtet sich an Hobbyköche und ambitionierte Geniesser. Karin Gerber von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften führt durch die sensorische Vielfalt von Kaffee. Jürg Zehnder und Thomas Heiner wissen alles über Schweizer Edelbrände und der erste Schweizer Käse-Sommelier Armando Pipitone analysiert die Beziehung von Wein und Käse. Der Food-Journalist Patrick Zbinden präsentiert am Montag mit Experten eine Fachtagung über das Räuchern von Fleisch, Fleischreifung sowie Vakuumgaren. Alles auch Themen, die auch für den normalen Haushalt interessant sein können. Weitere Informationen auf www.gourmesse.ch.
Montag
11.10.2010




