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Sonntag
01.06.2003

Grosses hat sich heimlich beim Zürcher Lokalsender Radio Tropic 93.0 getan. Das seit Jahren unter der idealistischen Leitung von Frédéric Dru segelnde Radio mit Karibik-Sound hat am Sonntag überraschend mit einer Mannschaft aus professionellen und erfahrenen Radiomachern einen Neustart hingelegt. «Wir wollen einen sophisticated Auftritt von Moderation und Redaktion», sagte Harry Müller (ex Radio 24 und RTL/Pro 7) am Sonntag zum Klein Report. Mit ihm gehören Tobias Schneider (ex Radio 24 und TA Online), Stefan Del Fabro (ex Radio 24 und Hitradio Z) und Ales Kral (ex Radio 24) zum Redaktionsteam - alles Namen, die in der Zürcher Lokalszene seit vielen Jahren und zum Teil Jahrzehnten hohes Ansehen geniessen. Auch die Mitglieder des Moderationsteams tragen klingende Namen: Christoph Baumgartner (ex DRS), Irina Hollander (ex DRS), Christian Messikommer (ex Hitradio Z) und Dani Nieth (ex Radio 24). Diese Personen teilen sich zusammen 600 Stellenprozente.

Den seit einem Monat vorbereiteten Neustart haben die Radioprofis unter das Motto «Profil statt Format» gestellt - ein klares Kontrastprogramm zu den umstrittenen und im Markt nur bedingt erfolgreichen Formatradios. «Man könnte auch sagen `liefern, nicht lafern`», sagte Harry Müller zu diesem Motto. Das Studio befindet sich gewissermassen an historischer Stätte: Im Keller des Hauses Limmatstrasse 31 in Zürich, wo seinerzeit Radio 24 den Übergang vom Piraten- zum Erfolgssender angebahnt hat. Rechtlich ist es laut Müller so, dass Frédéric Dru Moderation und Redaktion an eine GmbH mit dem Namen Radio Factory übergeben hat, in der die oben erwähnten Leute zusammengefasst sind.

«Wir alle erhalten einen Einheitslohn von 6000 Franken», sagte Müller weiter zum Klein Report, «von Selbstausbeutung zu reden wäre also falsch.» Falsch sei ebenfalls die vom Klein Report geäusserte Vermutung, der ehemalige Radio-24-Besitzer Roger Schawinski (stets ein Fan von karibischer Musik und früher ein Förderer von Dru) könnte einen Teil der von der Tamedia erhaltenen Geldmittel in das Projekt gesteckt haben. Finanziert werden sollen die Gehälter vielmehr aus der Werbung, die laut Müller eigentlich sprudeln müsste, wenn man das «attraktive Publikum» sehe, wie Müller die Radio-Control-Daten interpretiert (30 000 Hörerinnen und Hörer). «Wir sind alle um 40 Jahre alt und haben einen gewissen Idealismus, so dass man nicht als erstes nach einem Vorschuss fragt», sagte er zum Schluss.