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Freitag
06.08.2010

Der Schweizer Film wächst und gedeiht nur auf nahrhaftem Boden, sprich dank entsprechender Förderung. Eine Institution trägt seit 2005 tatkräftig dazu bei: die Zürcher Filmstiftung. Im vergangenen Jahr wurden 9,2 Millionen Franken ausgeschüttet - in Projektentwicklung, Produktionen und Auswertung. Die Summe schwankt zwischen acht und zehn Millionen Franken jährlich. Die Quelle wird vom Kanton Zürich, von der Stadt Zürich, dem Finanzausgleich und der Stiftung gespeist. Ein rechter Batzen - damit wurden 2009 von 168 eingegebenen Projekten 71 tatsächlich gefördert. Dabei wird zwischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Filmen unterschieden.

Animations- und Spielfilme können bis zu 750 000 Franken erhalten, Dokumentarfilme bis etwa 200 000 Franken. Wer kann in den Fördergenuss kommen? «Welche Bedingungen muss ein Filmprojekt erfüllen, um Stiftungsgelder zu erhalten?» Diese Fragen stellte Rolf Breiner, Filmexperte des Klein Reports, an Geschäftsführer Daniel Waser, der seit 2005 für die Stiftung aktiv ist. «Ersten muss der Produzent, Regisseur oder Autor im Kanton Zürich ansässig sein. Zweitens sollte der Regionaleffekt 150 Prozent der Ausgaben ausmachen. Soll heissen: Die Zürcher Region sollte entsprechend von den Filmproduktionen profitieren. Drittens sollte es sich um Kinoprojekte handeln. Ausnahmen bilden Kurzfilme und Fernsehspiele», sagte Waser. Nein beim «Tatort» oder «Hunkeler» würden keine Gelder gesprochen, weil es sich um TV-Serien handle.

Die Filmstiftung hat sich klare Ziele gesetzt: Stärkung der Stoffentwicklung und Autorenarbeit sowie professionelle Standortwerbung. Was heisst das konkret? Daniel Waser: «Wir wollen damit die Projektentwicklung und Drehbuchförderung ausbauen. Ab 1. Oktober wird ein neues Förderungsregelement in Kraft treten, das diese Absichten unterstützt und forciert. Klar stehen wir in der Pflicht, den Zürcher Raum bei den Produktionen einzubeziehen.»

Die Zürcher Filmstiftung ist ein wichtiges Instrument und eine gewichtige Förderinstitution im Deutschschweizer Filmschaffen, und dementsprechend auch am Filmfestival Locarno präsent - mit Filmen wie «Hugo Koblet - Pédaleur de charme» (am 6. August auf der Piazza Grande). Dieser Film wurde mit 330 000 Franken gefördert.

Der Dokumentarfilm «Das Schiff des Torjägers» (Semaine de la critique in Locarno) war mit 60 000 Franken dabei. Grössere Brocken schlucken mehr Geld: Thomas Imbachs «Mary`s Ride» kann auf insgesamt 750 000 Franken, Markus Imbodens «Am Hang» auf 530 000 Franken Produktionsbeihilfe bauen. Auch der Abschlussfilm auf der Piazza, «Sommervögel» (14. August) von Paul Riniker, wurde mit 480 000 Franken gefördert.

Der Schweizer Filmtag samt Party am Lido in Locarno ist abgeschafft worden. Die Filmstiftung lässt sich indes nicht lumpen und lädt wieder zum traditionellen Apéro ins Hotel Belvedere am 8. August. Im letzten Jahr kamen über 350 Gäste. Was steckt hinter diesem Anlass? Ein feuchtes Meeting? Der Berner Daniel Waser widerspricht energisch: «Wir machen keine Party, sondern wollen eine Plattform in entspannter Atmosphäre bieten für Produzenten und Filmschaffende, eine lockere Möglichkeit für grenzüberschreitendes Branchen-Networking.» Und was wird das Thema seiner Begrüssungsansprache sein? Daniel Waser: «Das weiss ich jetzt noch nicht.»

Das Produktionssorgenkind «Sennentuntschi» wird es wie im letzten Jahr nicht sein und ein polit-kulturelles Thema im Zusammenhang mit der Verabschiedung des ungeliebten Filmchefs im Bundesamt für Kultur, Nicolas Bideau, wohl auch nicht. Also, Abwarten und Filme gucken.