Mark Zuckerberg hat sich mit einem Ausschuss des EU-Parlaments getroffen. Bei der Anhörung am Dienstagabend ging es um Fake News, Privatsphäre und den Cambridge-Analytica-Skandal. Dabei musste der Facebook-Chef zwar Kritik einstecken, doch die Politiker haben sich die Hände selbst gebunden.
Nach der Anhörung verspricht Zuckerberg Besserung. Niemand bei Facebook will Fake News, sagte er zu den EU-Abgeordneten in Brüssel, die den IT-Multimilliardär mit Fragen und Anschuldigungen löcherten. Zuckerberg selbst hatte nicht viel zu lachen.
Denn die Abgeordneten des EU-Parlaments geizten nicht mit harten Fragen. Manfred Weber, Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, dachte offen über eine Zerschlagung des Konzerns nach. Der Liberale Guy Verhofstadt wollte von Zuckerberg wissen, ob es nicht mehr Regulierungen brauche. Und Gabi Zimmer, Fraktionschefin der Linken, fragte direkt, ob es an der Zeit sei, bei Facebook den Stecker zu ziehen.
Zuckerberg hört sich während einer Stunde alle Fragen der Politiker der Reihe nach an. Für seine Antworten hatte der Facebook-Chef nur noch acht Minuten Zeit. Das stösst auf viel Kritik in den deutschsprachigen Medien.
Die beiden Spiegel-Korrespondenten Markus Becker und Peter Müller haben für die Anhörung nicht viel übrig. Sie kritisieren das «schlecht überlegte» Format und dass das Ganze ein «Desaster» für das EU-Parlament sei. Denn die Politiker haben sich wochenlang darauf vorbereitet und trotzdem «reden fast nur sie».
Auch Eike Kühl schreibt in Zeit Online von einer «Farce». Das Parlament habe sich einen «Bärendienst» erwiesen, das Ergebnis der Anhörung sei eine «bemerkenswerte, ja bizarre Veranstaltung».
Thomas Kirchner und Alexander Mühlauer von der «Süddeutschen Zeitung» finden scharfe Worte zur Parlamentsrunde: «Es ist zum Einschlafen. Oder zum Heulen.» Zuckerberg könne in so kurzer Zeit gar nicht anders, als die Fragen «nur pauschal oder nicht zu beantworten».
In der «Welt» kritisiert Hannelore Crolly die Politiker, die ein «Eigentor» geschossen hätten. Crolly bemängelte vor allem die offenbar fehlende Absprache, da viele Fragen «einfach mehrmals gefragt» wurden. Den Abgeordneten sei es nicht gelungen, Zuckerberg «mit scharfen Fragen aus dem Konzept zu bringen».
NZZ-Korrespondent Niklaus Nuspliger schreibt, dass die «eitlen Abgeordneten mit ihren Ausführungen fast die ganze Sitzungszeit in Anspruch nahmen». Dadurch hatte der Facebook-Chef im Vergleich zur zweitägigen Anhörung im US-Kongress in Washington «leichtes Spiel».
Doch die Politiker selbst beklagten sich am Schluss der Sitzung über die ihrer Ansicht nach ungenügenden Erklärungen Zuckerbergs. «Alles nur Blablabla», sagte der Grüne Philippe Lamberts. Mark Zuckerberg versicherte, er werde die fehlenden Antworten schriftlich nachschicken.