Content:

Sonntag
20.07.2003

Geldverluste bereiten ihm schlaflose Nächte, doch seit es mit der «Weltwoche» bergauf geht, hat Filippo Leutenegger, CEO des Jean Frey Verlags, wieder ruhigere Nächte. Der «Berner Zeitung» vom Samstag gab der 50-jährige Nationalratskandidat der FDP, zum Thema «Medien» befragt, einige laue Antworten, obwohl er selber die Meinungsarmut in den Schweizer Medien moniert.

Einige Auszüge des Gesprächs zwischen der «Berner Zeitung» und Filippo Leutenegger:

Filippo Leutenegger, wie geht es der «Weltwoche»?
Besser. Sie macht uns Freude. Als ich Anfang 2002 als CEO die Verantwortung übernahm, verloren wir jeden Monat viel Geld. Da schlief ich schlecht. Heute schlafe ich besser. Wir sind auf dem richtigen Weg.

. . . Sie reden vom Sparen. Auch Sie kommen trotz Aufwärtstrend nicht darum herum?
Heute haben wir bei der «Weltwoche» mehr Auflage, mehr Leser, mehr Inserate und weniger Leute. Es ist eine Frage der Führung und der Personalwahl. Medien sind ein People-Business. Chefredaktor Roger Köppel und Verlagsleiterin Uli Rubner sind ein Super-Duo.

Die «Weltwoche» wird als rechtsintellektuell kritisiert. Und es heisst, SVP-Nationalrat Christoph Blocher stütze sie, indem er jede Woche einige Tausend Exemplare aufkaufe. Stimmt das?
Unsinn. Der Erfolg der «Weltwoche» hat ausschliesslich mit Qualität zu tun. Die Qualität der Recherchen und die Ernsthaftigkeit, mit der man an die Arbeit geht, sind entscheidend.

Die Schweizer Presselandschaft steht, wegen der anhaltenden Inseratekrise, vor einer massiven Strukturbereinigung. Wird damit die Meinungsvielfalt beschnitten?
Das Problem ist nicht die mangelnde Medienvielfalt, sondern die Meinungsarmut. In der Schweiz schreiben zu viele Journalisten voneinander ab, ohne selber zu prüfen, was Sache ist. Es gibt zu wenige Journalisten, die sich wirklich für die Wahrheit, für die Realität interessieren. . . Die Schweiz ist heute reich an Zeitungstiteln aber eher arm an konkurrierenden Meinungen und Recherchen. . . In vielen Regionen ist die politische Debatte eingeschlafen – auch mit ein Grund dafür, dass viele regionale Zeitungen verschwunden sind.

Ohne Wettbewerb von Titeln keine politische Debatte?
Nein, umgekehrt: Wo diskutiert wird, entsteht der Bedarf nach Medien, nach Meinungen und Information. Wettbewerb ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Qualität in den Medien. Das gilt auch für das Fernsehen DRS. . . Mehr zur «Weltwoche» und zum Jean Frey Verlag im Archiv