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Mittwoch
08.08.2001

Kürzlich in der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) erschiene Zitate des freiheitlichen Generalsekretärs Peter Sichrovsky richteten sich gegen den Präsidenten der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant. «Ich habe das Interview in der abgedruckten Form nicht gegeben», sagte der Generalsekretär Sichrovsky der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Tatsächlich habe er mit dem NZZ-Journalisten über Wiedergutmachung gesprochen und auch gesagt, dass sich die IKG-Führung in dieser Frage nicht im Sinn der schon länger ansässigen Familien eingesetzt habe. Er habe aber nie gesagt, dass die Familie Muzicant in Österreich nichts verloren habe, «denn das wäre einfach dumm». Die Bezeichnung «nichtarisches Rumpelstilzchen» habe er als «Scherz» allerdings verwendet. Gerichtlich vorgehen will Sichrovsky gegen die NZZ nicht. Der Autor des NZZ-Beitrags beharrt auf seiner Darstellung. Er habe die Aussagen so protokolliert, sagte er der APA. Ein Tonbandprotokoll gebe es aber nicht. Sichrovsky wurde in der NZZ zitiert: «Die Familie Muzicant hat in Österreich nichts verloren. Ich lasse mir doch nicht von einem Zugewanderten, der das grosse Gelobte Land verlassen hat, die nationale Tradition meiner Familie wegreden.» Und weiter: «Muzicant ist ein nichtarisches Rumpelstilzchen und was weniger lustig ist, er stellt für das Leben der Wiener Juden ein Problem dar.» Der Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg bezichtigte Sichrovsky des Antisemitismus. In der aktuellen Ausgabe der Illustrierten «News» sagte Eisenberg, dass der Ausdruck «nichtarisches Rumpelstilzchen» beweise, dass auch ein Jude antisemitische Äusserungen machen könne.