Der «Anzeiger Region Bern» und der «Berner Landbote» stehen vor dem Ende. Ein Spendenaufruf in den nächsten Ausgaben zeugt von der Verzweiflung der Herausgeber.
Der umtriebige Berner Medienmacher Christof Ramseier ist in argen Schwierigkeiten. Wie dem Klein Report von mehreren Mitarbeitenden zugetragen wurde, befindet er sich mit Lohnzahlungen bei seinen Gratisblättern «Anzeiger Region Bern» (für Stadt und umliegende Gemeinden) und «Berner Landbote» (für die Region Bern Süd bis ins Berner Oberland) im Rückstand.
Deshalb werden in den nächsten Ausgaben auf den Titelseiten der beiden Publikationen Spendenaufrufe platziert – wobei die Verzweiflung grösser ist als die Aussicht auf Erfolg.
Das nahende Ende der Zeitungen ist nicht zuletzt für die Leserschaft bitter. Ein weiteres Stück Medienvielfalt geht verloren. Ramseier klammert sich aber an den letzten Strohhalm. Er hofft auf die öffentliche Solidarität und sagt: «Wir sind an einem Punkt, wo wir dringend auf Unterstützung angewiesen sind, sonst können wir nicht weitermachen.»
Konkret brauchen die beiden Titel, die im Verlag SR Medien Group erscheinen, 400’000 Franken. Kommt das Geld nicht in nächster Zeit zusammen, werden die beiden Titel eingestellt. Ramseier ist Inhaber und Geschäftsführer von Scribentes Media mit Sitz in Belp.
Mit dem «Anzeiger Region Bern» verschwindet eine regionale Institution. Die Zeitung war während Jahren das Amtsblatt für die Stadt und die Gemeinden rundum gewesen und von ihnen finanziert worden. Viele Beamtinnen und Beamte glauben aber nun seit Längerem, dass sie das auch selber machen können. Oft wechseln ja wegrationalisierte Journalistinnen und Journalisten subito auf die Gemeindeseite und befeuern so diesen Trend auch selber.
Über Jahre spülte der «Anzeiger Region Bern» den angeschlossenen Gemeinden regelmässig Gewinne in die Kasse. Als die Inserateeinnahmen in den 2010er-Jahren zurückgingen, mussten sich die Gemeinden fortan an den Kosten von Druck und Vertrieb beteiligen. Für einen Teil der amtlichen Meldungen, die bisher gratis waren, mussten sie neu bezahlen.
Seit Anfang 2024 sind die Kommunen nicht mehr involviert und platzieren ihre amtlichen Mitteilungen online. Deshalb wurde der «Anzeiger» auf eine Wochenzeitung reduziert – mit einer Auflage von 50’000.
Das Geld dafür hätte nun über Inserate und Spenden generiert werden sollen – ein Vorhaben, das gescheitert ist.