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Mittwoch
29.03.2017

Medien / Publizistik

«Vielleicht schalten wir es nie wieder ab»

«Vielleicht schalten wir es nie wieder ab»

«Wie geht es?» wird fürsorglich gefragt, wer sich auf «Zeit Online» über das Weltgeschehen informieren möchte. Fürs Wahljahr hat sich das Online-Portal der deutschen Wochenzeitung ein Stimmungsbarometer ausgedacht, das am Dienstag seinen Dienst aufnahm.

«Wir wollen besser verstehen, wie es Ihnen geht», heisst es da ganz zuoberst, fast so, als hätte man ein Seelsorge-Portal angeklickt. Neben dem floskelhaften «gut» und «schlecht» gibt’s ein reiches Menu mit unzähligen Geschmacksrichtungen: Die Spannweite reicht von «besorgt», über «schlapp», «hoffnungslos» und «fertig» auf der Schattenseite zu «positiv», «satt», «verliebt» und «euphorisch» auf der Sonnenseite. Für jede seelische Schattierung scheint es das richtige Wörtchen zu geben.

Dass sich die Zeitungsmacher für die Gemütslage ihrer Leser interessieren, hat irgendwie mit der Bundestagswahl zu tun - aber doch auch nicht. Die Idee, die Stimmungskurven der Leserschaft zu «messen», kam den Redaktoren hinter dem «Sonderressorts #D17». Unter dem kryptischen Kürzel will die Online-Redaktion der «Zeit» vor dem Wahlherbst «Deutschland Deutschland noch einmal neu erklären».

«Wir wollen die Befragung auf jeden Fall bis nach der Wahl beibehalten und immer weiter ausbauen - vielleicht schalten wir sie auch nie wieder ab», sagte ein verantwortlicher Redaktor zu der Frage, ob und wie die Wahlberichterstattung und die Seelenmessung zusammenhängen.