Der Journalist Josef Joffe lässt sein Amt als Herausgeber der Wochenzeitung «Die Zeit» ruhen. Der Journalist war in die Kritik geraten, weil er offenbar einen befreundeten Bankier vor einem kritischen Bericht seiner Zeitung gewarnt hatte.
Konkret schickte Josef Joffe dem Bankier Max Warburg einen privaten Brief, in welchem er ankündigte, dass in der «Zeit» Recherchen gegen das Geldhaus im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal laufen. Der Schaden aus CumCum-Geschäften liegt laut Schätzungen bei über 28 Milliarden Euro. Bis Ende 2020 wurden gerade mal 135 Millionen Euro zurückgeholt.
Anfang Mai hatte der «Spiegel» über den Brief Joffes an Max Warburg berichtet. Dieser ist Miteigentümer der tief in den Cum-Ex-Skandal verstrickten Hamburger Warburg-Bank. Die Cum-Ex-Geschäfte gelten als der grösste Steuerskandal der deutschen Geschichte. Es geht um inzwischen als kriminell eingestufte Steuerrückerstattungen an Anwälte, Unternehmen und Banken.
In dem Brief an den Warburg-Miteigentümer schrieb Joffe im Januar 2017 zur Berichterstattung seiner Zeitung: «Ich habe Dich gewarnt, was in der Pipeline steckte, und meiner Intervention war es zu verdanken, dass das Stück geschoben wurde und die Bank Gelegenheit erhielt, Widerrede zu leisten.»
Joffe habe den Banker «angefleht», eine exzellente PR-Agentur einzuschalten. Die Whistleblower in dem Geldhaus, die offenbar Ermittler auf das Cum-Ex-Gebaren aufmerksam machten, bezeichnet Joffe in dem Brief als «Verräter im eigenen Hause Warburg».
Der Investigativ-Journalist Oliver Schröm, der an den Cum-Ex-Recherchen der «Zeit» beteiligt war, hatte Joffes kompletten Brief bei Twitter veröffentlicht und den «Zeit»-Herausgeber scharf kritisiert.
Nun ziehen Josef Hoffe und die «Die Zeit» Konsequenzen. «Die Verleger und Josef Joffe haben einvernehmlich entschieden, dass sein Mandat als Herausgeber bis zum Vertragsende ruht», bestätigte eine Verlagssprecherin inzwischen auch der «Süddeutschen Zeitung». Zuerst hatte die «Welt» darüber berichtet. Joffes Vertrag läuft noch bis März 2023. Die weiteren Verleger sind die Medienunternehmer Dieter und Stefan von Holtzbrinck.
Zuerst versuchte sich Joffe noch zu verteidigen, er habe der Redaktion lediglich geraten, «der Warburg Bank eine Gelegenheit zu geben, sich zu äussern». Zugleich habe er Max Warburg animiert, «mit unseren Reportern zu reden». Daraufhin sei der Artikel beim «Spiegel» um etwa eine Woche geschoben worden.
Der 78-jährige Josef Joffe begann seine journalistische Laufbahn in den 1970er-Jahren bei der «Zeit». Ab 1985 war er für die «Süddeutsche Zeitung» in München tätig und leitete das Ressort Aussenpolitik, ehe er 2000 wieder zur «Zeit» nach Hamburg wechselte, wo er zu den Herausgebern zählt und zwischenzeitlich auch die Chefredaktion übernommen hatte.