Im Oktober 2020 war die Welt für den deutschweit bekannten Journalisten Thilo Mischke noch in Ordnung. Mischke wurde damals für seine Reportage «Deutsche an der ISIS-Front» mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Auch Anfang Dezember 2024 war die Welt für Thilo Mischke noch in Ordnung. Da verkündete die ARD seinen Namen als neuen Moderator der beliebten Kultursendung «ttt».
Am 4. Januar 2025 war dann Schluss mit guten Nachrichten für Thilo Mischke. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (F.A.Z.) meinte am selben Tag unüblich direkt: «Gegen die Berufung des Journalisten Thilo Mischke zum Moderator des Kulturmagazins ‚ttt – titel, thesen, temparamente‘ gab es grossen Protest. Er sei ein Sexist und Frauenfeind. Den Vorwürfen gibt der Senderverbund nun nach.»
Denn zwischen Bekanntgabe der neuen Moderation und der Absetzung der neuen Moderation lief im deutschen Blätterwald und in der Podcast-Szene ein gewaltiger Shitstorm, unter anderem beim «Feminist Shelf Control»-Podcast.
Seitdem gilt Thilo Mischke als Persona non grata. Erst vor wenigen Tagen zerriss der «Spiegel» in einem Essay über den «Klub der starken Männer» erneut Thilo Mischke, indem das Magazin Mischke in den Reigen der «Rückkehr des Patriarchats» aufnahm, Zitat hierzu: «Der Testosteronspiegel scheint auch in Deutschland zu steigen, auch wenn die Symptome hierzulande noch sanfter sind als in den USA. Da will die ARD sich an die Bro-Culture ranschmeissen und den Retrosexuellen Thilo Mischke, Autor des spätpubertären Buchs ‚In 80 Frauen um die Welt‘ ausgerechnet zum Moderator eines Kulturmagazins machen; erst nach tagelangen Protesten rudert der Sender zurück.»
Am 26. Februar 2025 äusserte sich Thilo Mischke nun zum ersten Mal öffentlich selber zur Causa Mischke und zwar in der «Zeit». Mischke erzählt, wie schlecht es ihm in den Wochen rund um seine Nomination und Absetzung gab, zumal er in einem Podcast im Zusammenhang mit Dominique Pélicot (dem Massenvergewaltiger, der seine Ehefrau unter K.O.-Tropfen gesetzt hatte, Anmerkung Klein Report) genannt worden sei.
Auf die Frage der «Zeit», weshalb sich Mischke erst jetzt äussere, meinte der preisgekrönte Journalist: «Ich habe Zeit benötigt, um mich fundiert mit der Kritik auseinanderzusetzen.»
Zu kritischen Nachfragen zu seinem 2010 publizierten Buch «In 80 Frauen um die Welt» meint Mischke: «Vor vier Jahren sollte es eine Neuauflage geben. Ich habe den Verlag aber gebeten, das nicht zu machen, weil ich das Buch selbst furchtbar finde.»
Mischke kritisiert explizit auch den «Spiegel». «Am 26. Dezember habe ich eine ‚Spiegel‘-Meldung auf meinem Handy gesehen: ‚ttt-Moderator steht wegen Sexismus-Vorwürfen in der Kritik.‘ Vom ‚Spiegel‘ habe ich vor Erscheinen keine Mail bekommen. Keine Anfrage, ob ich mich äussern möchte. Es gab 500 Texte zu dem Fall, aber ich habe weniger als zehn Presseanfragen bekommen.»
Auf das Verhalten der ARD angesprochen, meint Mischke in der «Zeit» weiter: «Mir ist in der Zeit des Shitstorms übrigens aufgefallen, dass ProSieben wesentlich höhere Standards hat als die ARD.» Und weiter: «Es war ein kafkaesker Albtraum. Ganz am Anfang standen noch alle Kulturchefs hinter mir.»
Mischke meint im Interview, dass der öffentlich-rechtliche Sender nur wegen der negativen «Berichterstattung» gekippt sei, nicht wegen der Kritik aus Kulturkreisen. Und Mischke erzählt der «Zeit», wie er erfahren hätte, dass er den Job nicht kriege: «Über meinen Anwalt. Die haben ihn angerufen. Danach haben sie mir einen Brief geschickt, in dem sie mir angekündigt haben, dass sie mir 6.500 Euro überweisen würden und die Sache damit für sie vertraglich geklärt sei.»
Ob juristisch noch was weiter geht, wollte Mischke der «Zeit» nicht sagen.