Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hat die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Ex-Fifa-Schiedsrichter Urs Meier (62) quasi über Nacht beendet, ohne es dem Schiri-Experten mitzuteilen.
Das wurmt den Aargauer so sehr, dass er seinem Ärger medial freien Lauf liess und auf die Einhaltung eines angeblichen mündlichen Vertrags pocht. Das ZDF will hingegen nichts von einem bindenden Vertrag wissen. Das hört sich für den Klein Report schwer nach einem Rosenkrieg an.
Das Berufsleben der Fussball-Schiedsrichter verläuft eigentlich immer auf Messers Schneide. So sehr sich die Unparteiischen bemühen, ein Spiel fair zu leiten und sich nicht von der Stimmung im Stadion beeinflussen zu lassen, können sie es niemanden recht machen. Und manchmal werden sie auch innert Sekunden zur meistgehassten Person der Nation.
Dass ist auch Urs Meier passiert, als er an der Fussball-EM 2004 in Portugal in der 90. Minute das vermeintliche 2:1-Siegtor der Engländer im Viertelfinal gegen Portugal annullierte. Auf der Insel wurde er über Nacht zur meistgehassten Person, und nachdem britische Medien seine E-Mail-Adresse veröffentlicht hatten, bekam der Schweizer mehr als 16'000 Mails – einige davon mit Drohungen. Urs Meier versteckte sich damals 10 Tage im Jura.
Und doch muss man im Nachhinein sagen: Ohne diesen Vorfall wäre keine internationale TV-Station auf ihn aufmerksam geworden. Und so holte ihn das ZDF bei der Fussball-WM 2006 in Deutschland ins Experten-Team, wo er an der Seite von Johannes B. Kerner und Jürgen Klopp agierte.
Fachlich war Urs Meier in all seinen Jahren beim ZDF, es waren deren 15, stets auf der Höhe des Geschehens, aber mehr auch nicht. Seine fehlende Selbstironie und sein Handicap, in einer fremden Sprache messerscharf und pointiert zu artikulieren, hat man ihm stets angemerkt. Während die Deutschen Meier überraschend witzig fanden, gab es in der Schweiz viele Fussballfans, die den Ton abdrehten, wenn Meier zum Mikrofon griff.
Der Aargauer genoss das Bad in der Menge und die aufkommende Popularität sichtlich und zeigt deshalb auch null Verständnis, dass das ZDF künftig auf seine Mitarbeit verzichten will.
Ein Schweizer Fussball-Experte, mit dem der Klein Report sprach, kann den Unmut Meiers durchaus nachvollziehen: «Natürlich war das Verhalten vom ZDF etwas ungeschickt, denn Urs Meier ist ein sehr eitler Mensch und gerade solche Menschen können es nicht verstehen, wenn sie auf einmal nicht mehr berücksichtigt werden. Sie finden, dass sie das nicht verdient haben und reagieren wie ein trotziges Kind.»
Und trotzig muss man die Reaktion von Meier bezeichnen, der auf einen angeblich mündlichen Vertrag mit dem ZDF pocht und deshalb verlangt, dass der Ausfall seines Honorars in der Höhe von 20'000 bis 30'000 Euro für die Fussball-EM 2021, wo er bereits nicht mehr berücksichtigt wurde, überwiesen wird.
«Dass sich Urs Meier nicht still und leise mit dem ZDF einigt, sondern das Ganze medial ausschlachtet, zeigt auch wieder, wie sehr der Schiri-Experte verletzt ist», so der Fussball-Experte weiter. «In seinen Augen ist er unersetzbar und es grenzt an Majestätsbeleidung, ihn mit einem anderen Experten zu ersetzen. Dass das im Leben aber normal ist, damit kann der Aargauer anscheinend nicht umgehen.»
Mit dem Aus beim ZDF und der vorherrschenden Corona-Situation wird es für Urs Meier sicher schwerer, international als Vortragsredner bei Veranstaltungen, Tagungen und Kongressen zu werben, die gutes Geld versprechen. «Das ZDF war eine wunderbare Plattform für ihn, und er hat sie auch bestens genutzt. Doch damit ist jetzt Schluss», so der Fussball-Experte weiter, «das zu akzeptieren fällt einem Narziss wie Meier sichtlich schwer.»
Und so bleibt ihm wahrscheinlich künftig nur noch das TV-Engagement bei blue Sport des Telekom-Konzerns Swisscom, wo er regelmässig als Schiri-Experte vor der Kamera steht. Und dafür sicher kein fürstliches Honorar kassiert, denn die Swisscom muss ja bekanntlich sparen.
Darum ist es aus der Sicht von Urs Meier nachvollziehbar, dass er wie ein Löwe für das entgangene ZDF-Honorar kämpft. Bis anhin allerdings erfolglos. Und so treffen sich die beiden Parteien laut verschiedenen deutschen Medien im April in Mainz vor Gericht.
Selbst wenn Urs Meier einen Teil seines Honorars doch noch bekommen sollte, steht er bereits als Verlierer da. Denn er muss, um zu seinem Recht zu kommen, wahrscheinlich einen deutschen Anwalt bezahlen, der eine happige Rechnung schreiben wird und sein Ruf in Deutschland ist mit seiner Aktion eher ramponiert.
So könnte Urs Meier im deutschen Fernsehen zur Persona non grata werden. Aber damit kennt sich der Aargauer ja bereits aus.