Die Zeiten digitaler Reproduktion haben den Wirklichkeits- und Wahrheitsfindungsprozess in westlichen Demokratien ausser Kraft gesetzt.
In Diktaturen gibt es nie Öffentlichkeit, doch was momentan geschieht, übersteigt die paranoidesten Vorstellungen. In der jüngsten Episode, der Nr. 103 des Lanz/Precht-Podcasts, betitelt mit «Oppenheimer – die Grenzen der Wissenschaft», plädiert Richard David Precht dafür, dass der Flugzeugabsturz rund um den ehemaligen Putin-Koch und Wagner-Gruppenchef Prigoschin, dass dieses Massaker, in dem über zehn Menschen starben, von Prigoschin selber inszeniert worden war, weil «das Interesse von ihm zu verschwinden» ebenso gross gewesen sein könnte wie Putins Wille, diesen aus dem Weg zu räumen.
Markus Lanz pflichtet bei und erwähnt die diversen Giftanschläge in London, die auch Putins Handschrift zeichneten, und von denen man ja nie wissen könne, ob dies nicht der Westen inszeniert habe, um Putin zu schaden – so Richard David Precht beipflichtend.
Im Gespräch deuten beide an, dass wenn gross Russland auf dem Verbrechen steht, wahrscheinlich der Westen – oder im Fall von Prigoschin – er selber dahinterstecke.
Die beiden würden mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die praktisch vor den Augen der Öffentlichkeit inszenierte Hinrichtung Jamal Ahmad Khashoggis in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul als vom Westen inszeniertes Verbrechen interpretieren.
Wahrheit und Wirklichkeit haben offensichtlich auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen geringen Wert.
Die beiden Podcaster, die ihr Gespräch unter Freunden vom deutschen Gebührenzahler bezahlen lassen, fahren weiter, indem Richard David Precht erneut mit grosser Dramatik dafür plädiert, diesen Krieg auf Kosten der Ukraine, einem Land, von dem er behauptet, es hätte nie existiert, endlich zu beenden und Putin das zu geben, was er brauche, nämlich eine Sicherheitszone und Anerkennung.
Meinungsjournalismus ist in und möglich, findet der Klein Report. Öffentlich-rechtlicher Meinungsjournalismus als Propagandasprech für Putin, wenn Deutschland den Krieg gegen die Ukraine als Angriffskrieg definiert und die Ukraine unterstützt, widerspricht dem Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). In Deutschland wurden die öffentlich-rechtlichen Anstalten gegründet, um Monopol-Propaganda, in welcher Form auch immer, auf alle Zeiten hinaus, zu verhindern, nicht, um sie zu finanzieren.
Der Klein Report findet, wenn Lanz/Precht einen derartigen Podcast erhalten, müssten Strack-Zimmermann/Dunja Hayali ebenso einen kriegen. Dann gäbe es immerhin eine Auswahl zweier völlig diametral sich widersprechender Meinungen.
So beherrschen Lanz und Precht ein äusserst antidemokratisches Meinungsmonopol und verdienen sich dabei eine goldene Nase.