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Donnerstag
20.12.2018

TV / Radio

Sechsteilige Arte-Doku: «Die eiserne Zeit»

Sechsteilige Arte-Doku: «Die eiserne Zeit»

Das Jahr 2018 erweckte einige historische Daten zur medialen Erinnerung. So auch die deutsche Erstausstrahlung über die Menschen im Dreissigjährigen Krieg. Zwischen 1618 bis 1648 tobte dieser erste moderne Weltkrieg und verwüstete grosse Teile Europas.

Die sechsteilige Doku von Arte wurde schon im Oktober 2018 aufgeschaltet und ist nun bis Weihnachten in allen sechs Folgen in der ZDF-Mediathek verfügbar. Es ist eine hervorragende historische Übersicht, die Europas Werden durch Chaos, Gott, Macht, Verwüstung, Rachefeldzüge und schliesslich den Westfälischen Frieden 1848 dokumentiert.

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) übertitelte ihre lobende Rezension mit dem prägnanten Satz: «Der Krieg, der alles verheerte».

Zum Dreissigjährigen Krieg gab es schon unzählige Dokumentationen, doch keine passt in ihrem Erzählstrang so gut in die politische Gemengelage der Gegenwart.

Europa war von 1618 bis 1648 geprägt durch heftige religiöse Auseinandersetzungen, durch zivilisationsgeschichtliche Katastrophen und durch blutdürstige Machtpolitik der Herrscher. Diese kümmerten sich um das Wohl ihrer Untertanen nur insofern, als dass sie auf genügend Menschenkapital für ihre brutalen Kriege zurückgreifen konnten.

Die Ausweglosigkeit der Fremdbestimmung wird besonders deutlich am Schicksal der Wirtin Barbara Gseller: Sie wird der Hexerei angeklagt. Aufgrund von Mehrheitsbeschuldigungen, falschen Zeugnissen ihrer Nächsten und der Opportunität für die Herrschenden, an Einzelpersonen ein Exempel zu statuieren, verliert sie ihr Leben.

Der Klein Report empfiehlt die Doku quasi als Besinnung dessen, wie die technische Revolution des Buchdrucks (um 1440) nicht einfach die Reformation und schliesslich auch die Aufklärung bescherte, sondern letztlich ganz Europa in Krieg, Elend, Religionsfanatismus und brutale Machtquerelen stürzte.

Was als Fortschritt gepriesen wird, kann also je nach politischer Lage auch zu furchtbarer Vernichtung führen. Und wie immer sind Machtpolitiker, Medien, Narrative und Aberglauben daran mitbeteiligt.