«`Yalom` nimmt die Zuschauenden mit auf eine existenzielle Reise durch die vielen Schichten der menschlichen Psyche.» So wird der Dokumentarfilm «Yalom`s Cure» von Regisseurin Sabine Gisiger im Beiheft des Filmfestivals Locarno beschrieben.
Aber der Film ist viel mehr als das: Denn das könnte esoterisch oder abgehoben klingen, «Yalom`s Cure» ist aber viel mehr tief berührend und sehr persönlich.
Regisseurin Sabine Gisiger arbeitete vier Jahre lang an dem Porträt des 80-jährigen Psychotherapeuten und Bestseller-Autor Irvin D. Yalom. «Yaloms Bücher haben mir beim Tod meines Vaters sehr geholfen», sagt Gisiger am Samstagnachmittag auf der Bühne des La Sala im Fevi in Locarno zu ihrer Motivation, einen Film über den Mann zu drehen. «Ich wollte einen Film machen, der denselben Effekt hat wie seine Bücher. Der Film eröffnet einen Raum, in dem jeder Zuschauer über sich selbst nachdenken kann.»
Der Psychotherapeut Irvin D. Yalom führt die Zuschauerinnen und Zuschauer wie eine Art Reiseleiter durch verschiedene klassische psychoanalytische Themenfelder wie die Beziehung zu den Eltern, das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient, die Liebe, die Lust und der Tod. Er vollbringt das Wunder, zu diesen Dingen noch etwas Neues zu sagen, und er schafft es auch, zu trösten und gar zu heilen. Dies tut der US-amerikanische Psychiater jüdischer Herkunft mit viel Witz, Humor und Einfühlungsvermögen.
Irvin D. Yalom und seine Frau, die Historikerin und Autorin Marilyn Yalom, geben tiefe Einblicke in ihre persönliche Beziehung und ihr Familienleben. Eindrückliche Landschaftsbilder aus Kalifornien, Frankreich und Hawaii wechseln sich ab mit alten Super-8-Aufnahmen aus dem Fundus der Familie.
Die Zuschauer im Sala applaudieren begeistert und sichtlich berührt nach der «Therapiestunde». Regisseurin Sabine Gisiger wirkte nach der Vorführung nervös aber sehr zufrieden: «Es ist eine Riesenfreude, hier die Premiere von ´Yalom´s Cure´ zu feiern», sagte sie dem Klein Report. «Ich komme bereits seit 30 Jahren ans Filmfestival Locarno und bin hier zum vierten Mal mit einer meiner Produktionen. Es ist schon ein spezielles Erlebnis, den eigenen Film mit 1000 Leuten zu sehen und ihre Reaktion zu erleben.»
Sie verriet aber auch, dass es sehr schwierig gewesen sei, den Film zu finanzieren: «So schwierig wie noch nie! Zum Glück haben drei private Ko-Produzenten den Film gerettet: Roman von Sury, Marianne Jäger und Ruth Waldburger.»
Der Film läuft in Locarno in der Rubrik Fuori Concorso. «Ich finde, er passt hier sehr gut rein. Dieses Jahr gibt es in dem Bereich viele Features und Essay-Produktionen zu sehen», ergänzte die Regisseurin.
Am 2. Oktober startet «Yalom´s Cure» in der Schweiz, Deutschland und Österreich in den Kinos. Auch für Griechenland und Frankreich ist bereits ein Verleih gefunden, wie Gisiger sagt.
Der Film wird europaweit Erfolg haben, «analysiert» der Klein Report. Das Werk spricht Themen an, die jeden Menschen beschäftigen, und behandelt diese für jeden einfach zugänglich. Ein wirklich besonderer Film, der die Zuschauerinnen und Zuschauer ein Stück mehr zu sich selbst bringt und auf den Sabine Gisiger und ihr Team stolz sein können. Der Dokumentarfilm ist handwerklich ausgezeichnet gemacht, dramaturgisch perfekt getimt und mit Unterwasserbildern auf eine Metaebene gehoben.