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Donnerstag
05.10.2017

Medien / Publizistik

Mit Anreissern aus Texten der «Bilanz», der «Neuen Zürcher Zeitung» oder der «Medienwoche» steigert das Netzwerk Xing die Attraktivität seines Stellenportals. Was dabei überrascht, ist die Grosszügigkeit, mit der Schweizer Verleger ihre Inhalte verschenken: Eine finanzielle Gegenleistung gibt es für die meisten «Partner» nämlich nicht.

Nicht ohne Stolz präsentierte Xing in diesem Sommer seine Geschäftszahlen: Das Umsatzwachstum von 22 Prozent machte das erste Halbjahr 2017 «zum erfolgreichsten in der Geschichte von Xing». Auch in der Schweiz konnte das berufliche Netzwerk 120 000 neue Mitglieder gewinnen und damit um ganze 14 Prozent wachsen.

Teil dieser finanziellen Erfolgsgeschichte sind auch die Schweizer Verleger: Mehr als 25 Newsprodukte aus der Schweiz können über Xing konsumiert werden, darunter Inhalte der NZZ, «Bilanz», «Handelszeitung» oder der «Medienwoche». Bei Xing laufen diese Partnerschaften nicht zufällig unter dem Begriff «News-Offensive».

Die Ausprägung dieser Partnerschaften ist derzeit noch sehr unterschiedlich, wie Recherchen des Klein Reports zeigen. So berichtete Nicole Vontobel, Social-Media-Managerin der «Werbewoche», dass man sich noch in einer «Experimentierphase» mit Xing befinde und deshalb «keine abschliessenden Aussagen zur Partnerschaft mit Xing» mache.

Weitgehend unklar ist auch die genaue Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen Xing und der NZZ, die gemäss Myriam Käser, Leiterin Unternehmenskommunikation, bereits seit mehr als einem Jahr läuft. Neben Inhalten der NZZ, die im Xing-Newsletter als Teaser verwendet werden, gebe es auch «Überlegungen, Inhalte von NZZ Bellevue Xing als Content Syndication zur Verfügung zu stellen», so Käser.

Darüber, ob die NZZ von Xing - abgesehen von potentiellen Clicks auf die eigenen Artikel - auch eine monetäre Gegenleistung erhält, hüllt sich die NZZ in Schweigen und gibt «keine Auskunft».

Auch Ringier Axel Springer ist scheinbar damit einverstanden, dass die eigenen Artikel in den Xing-Newslettern angeteasert werden, obwohl derzeit «keine Partnerschaft im Sinne eines gemeinsamen Vertrages» existiert, wie Mediensprecherin Manuela Diethelm dem Klein Report sagte.

«Für die Websites von `Handelszeitung` und `Bilanz` sind die Xing-Newsletter zu einer der wichtigsten Traffic-Quellen aus Sozialen Medien geworden», begründet Diethelm. Ein Geldfluss zwischen Ringier Axel Springer und Xing finde hingegen nicht statt. «Für die Plattformen bedeuten die Xing-Newsletter einen Traffic-Zuwachs.»

Dass Schweizer Verleger ihre Inhalte - zumindest teilweise - für ein paar Clicks verscherbeln, ist umso überraschender, wenn man die aktuellen Entwicklungen über die Landesgrenze hinweg verfolgt.

Denn in Europa gerät Google immer stärker unter Druck, weil der US-Konzern den Verlegern für die Anreisser kein Geld bezahlt. Nach der EU-Kommission unterstützte jüngst auch der Europäische Rat ein Europäisches Verlegerrecht.