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Donnerstag
04.09.2003

«Hat mich angesprochen», «Vornehm», «Retro», «Unglaublich motivierend», «Etwas verwechselbar», «Die Neuorientierung auf den Tisch der Salonliberalen ist geglückt», «Unverwechselbar»: Unterschiedlicher hätten die Feedbacks der Chefredaktoren (und eines Verlegers), die am «WOZ»-Podiumsgespräch teilnahmen, nicht sein können. André Daguet, Präsident Verwaltungsrat «Work», sprach zwar ein Lob für das Layout («etwas frischer») und die Psychiatrie-Geschichte mit dem Titel «Wer gehört in die Psychiatrie?» aus, ebenso fand er die Hausfrauengeschichte «wirklich sehr amüsant», doch insgesamt war sein Eindruck: «Etwas verwechselbar... Die relevanten Schweiz-Geschichten fehlen. Ich erwarte mehr Profil.»

Fredy Gsteiger, Produzent «Echo der Schweiz», meinte: «Mein erster Kontakt mit der Zeitung war positiv. Die Zeitung signalisiert: Ich will von dir gelesen werden.» Die neue «WOZ» habe einen seriöseren Anstrich, so Gsteiger, durchaus im positiven Sinne gemeint, und biete ein breites, je nach Thema auch tiefes Angebot. Beanstandet hat Gsteiger allerdings die Aufmachergeschichten der einzelnen Bünde: «Die haben mich enttäuscht.»

Hannes Britschgi, Chefredaktor «Facts», war von der neuen Optik der Zeitung begeistert, doch beim zweiten Durchsehen sei etwas Nostalgie aufgekommen: «Die WOZ signalisiert mir, dass sie modern und edel geworden ist - vielleicht zu vornehm - und sich auf den Salontisch vorarbeitet», so Britschgi. An Wildem, Ungestümem und Querem habe sie verloren. Zudem seien die Geschichten nicht «wahnsinnig stark», viele seien unter dem Sammelbegriff «retro» wiederzufinden: «Seite 11: 1973 in Chile, oder Seite 6: Frauenbewegung 1969, dann Seite 22: 100 Jahre Adorno. . .», so Britschgi. Das Publikum lachte.

Peter Hartmeier, Chefredaktor «Tages-Anzeiger», bezeichnete den heutigen Tag als einen der glücklichsten: «Ihr habt nicht nur euch selbst motiviert, sondern die ganze Branche», sagte er. Der Layout-Auftritt sei rundum geglückt, ebenso die Neuorientierung auf den Tisch der Salonliberalen. «Ich bin 50 Jahre alt, sozialisiert, lebe mit meiner Familie in einem Einfamilienhaus - ich will wissen, wie Menschen aus anderen Schichten leben und was sie denken», meinte Hartmeier in seiner leidenschaftlichen Blattkritik.

Hanspeter Spörri, Chefredaktor «Der Bund», gab der neuen «WOZ» ebenfalls gute Noten: Sie sei unverwechselbar in Auftritt und Inhalt, zudem habe ihn die «WOZ» immer überrascht. Komplimente gab er auch dafür, dass in den Artikeln nicht Meinungen, sondern das Wissen im Vordergrund stehe.