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Samstag
12.10.2002

Drei Tage vor dem Auslaufen der Milliardenkredite an Mobilcom hat sich noch keine Lösung für das angeschlagene Unternehmen abgezeichnet. Aufsichtsrat Dieter Vogel bemühte sich nach Informationen der «Financial Times Deutschland» am Freitag in Paris erneut, beim Grossaktionär France Telecom die Übernahme der Schulden zu erreichen. Der finanziell unter Druck stehende Mobilfunker will sich zum Stand der Verhandlungen über die Stundung der Milliarden-Kredite nicht äussern. «Wir können dazu vor Ablauf der Fälligkeit am Montag nichts sagen», sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch am Freitag. Nach Angaben aus Branchenkreisen hat Mobilcom mit dem französischen Partner offenbar noch kein Refinanzierungsabkommen erreicht und wird daher eine weitere Stundung der Kredite benötigen. Die Banken würden die Kredite weiter stunden müssen, wenn sie sie nicht abschreiben wollten, hiess es in den mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen.

Mehrere Banken hatten fällige Kredite über 4,7 Milliarden Euro bis Montag verlängert. Mobilcom kann die Schulden nicht bedienen. Dem Unternehmen droht ohne die Unterstützung von Grossaktionär France Telecom die Pleite. Mobilcom wird zurzeit durch eine staatliche Hilfe von 50 Millionen Euro am Leben gehalten. Der Vorstandsvorsitzende Thorsten Grenz hat vor zwei Wochen eine Sanierung angekündigt, die 1850 der insgesamt 4200 Vollzeitarbeitsplätze kosten soll. Nach Angaben eines Sprechers sind noch keine Kündigungen ausgesprochen. Die Zukunft von Mobilcom hängt an der Entscheidung von France Telecom, die 28,5 Prozent an dem Mobilfunkanbieter hält. Die Franzosen wollten über Mobilcom in den deutschen UMTS-Markt einsteigen, hatten sich dann aber mit Firmengründer und Grossaktionär Gerhard Schmid überworfen und stiegen im September völlig aus dem Projekt aus. Während der Zusammenarbeit wurden Milliardenschulden für den UMTS-Netzaufbau angehäuft. Nach Ansicht von Firmenkennern ist eine Gesamtlösung nur möglich, wenn zusammen mit der Kreditfrage auch die Zukunft von Noch-Grossaktionär Gerhard Schmid geklärt wird. Dieser will mehr Geld für seine Anteile als sie zurzeit an der Börse wert sind.

Mobilcom hat bereits zwei Mal eine Aufschiebung seiner Kredite erreicht. Sollten die Gläubiger ihre Zustimmung versagen, droht bereits zum dritten Mal der Gang zum Insolvenzrichter. Am Freitagnachmittag stieg der Mobilcom-Kurs in einem festen Gesamtmarkt um mehr als 30 Prozent auf 1,90 Euro und war mit Abstand stärkster Gewinner im Nemax 50. Händler am Börsenplatz Frankfurt hatten von Gerüchten berichtet, denen zufolge die Kredite von den Gläubigern ein weiteres Mal verlängert würden. – Alles zum Thema Mobilcom im Archiv.