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Sonntag
05.12.2021

Medien / Publizistik

Abdullah Ibhais in seiner aus dem Gefängnis in Katar geschmuggelten Twitter-Botschaft...        (Screenshot Guardian)

Abdullah Ibhais in seiner aus dem Gefängnis in Katar geschmuggelten Twitter-Botschaft... (Screenshot Guardian)

Der frühere WM-Pressechef Abdullah Ibhais ist in Katar ins Gefängnis gesteckt worden. Dort befindet er sich aktuell im Hungerstreik.

Abdullah Ibhais wurde im April zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der 35-jährige Jordanier war Kommunikationsdirektor für das Organisationskomitee der Fifa WM 2022 in Katar.

Die Verurteilung erfolgte damals zu einem auffälligen Zeitpunkt. Nämlich genau nachdem Ibhais im Verband über die Situation der Gastarbeiter sprechen wollte. Die Anklage lautete: «Korruption». Dem Medienmann wurde vorgeworfen, grosse Geldsummen für die Beeinflussung der Social-Media-Seiten der WM 2022 angenommen zu haben. Ibhais bestritt das, an seiner Verurteilung änderte das nichts, wie in den internationalen Medien schon länger bekannt ist.

Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Fairsquare hatten bereits Anfang Oktober gegen das Urteil protestiert. Nach Sichtung der Gerichtsunterlagen und weiterer Dokumente kommen die Organisationen zu dem Schluss, dass Abdullah Ibhais kein faires Verfahren erhalten habe.

In einem Interview mit der «Sportschau» auf ARD konnte Abdullah Ibhais vor seinem Verschwinden im Gefängnis noch schwere Vorwürfe gegen das WM-Organisationskomitee vorbringen. «Das komplette Verfahren ist Vergeltung für meine kritische Haltung gegenüber dem WM-Organisationskomitee und ihrem Umgang mit Gastarbeitern.»

Jetzt ist es dem Eingesperrten gelungen, eine Sprachnachricht aus seiner Zelle zu schmuggeln. Seit dem 19. November durfte der frühere Medienchef kein Wort mit seiner Familie sprechen. Jede Form von Kommunikation wurde ihm verboten.

Es war die britische Zeitung «The Guardian», die als erste über 6’500 tote Arbeiter seit dem Beginn der Konstruktion der WM-Bauten berichtete. Und es ist auch diesmal «The Guardian», der am Donnerstag über den Hungerstreik des früheren Medienchefs berichtet konnte.

Die Zeitung hat das aus dem Gefängnis geschmuggelte Twitter-Video publiziert. Darin spricht Ibhais verzweifelt: «Ich bin in einen Hungerstreik getreten, weil dies für mich der letzte Ausweg war, nachdem mir die Chance auf ein faires Verfahren verwehrt wurde. Mir wurde die Chance verwehrt, gehört zu werden, mir wurde die Chance verweigert, mich zu äussern, und schliesslich wurde ich inhaftiert, während mein Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Ich wurde eingesperrt, um sicherzugehen, dass ich nichts sage, dass ich nicht spreche, dass ich mich nicht verteidige, dass ich die wahre Geschichte hinter dem, was mir passiert ist, nicht enthülle… Ich werde es durchziehen, bis meine Unschuld bewiesen ist. Denn so sind die Dinge, ich bin unschuldig und habe nichts falsch gemacht.»

Auch zuletzt in Katar festgenommene norwegischen Journalisten wollten mit Ibhais reden, doch dieser wurde kurz vor dem Treffen wieder ins Gefängnis geworfen.

Sicher ungestraft hätte der Pressechef darüber reden dürfen, dass die Schweiz mit einem 4:0 über Bulgarien das WM-Ticket für Katar bereits ehrenvoll in der Tasche hat.