Thomas Städeli, CEO von Wirz Brand Relations, lädt seit Kurzem zum «BrandWalk». Beim Spazieren unter Kastanienbäumen wird über Marken und übers Geschäft philosophiert.
Bequem vom Bürosessel aus sprach der Klein Report mit Städeli über das neue Meeting-Format, über die Branding-Branche in Corona-Zeiten und darüber, weshalb Marken heute viel veränderbarer sind als noch vor zehn Jahren.
Haben Sie schon Blasen an den Füssen? Seit wann gehen Sie mit anderen Marken-Fans an die frische Luft?
Thomas Städeli: «So ganz offiziell mache ich das seit rund zwei Monaten. Die typischen Business-Lunches sind ja schon länger ziemlich old school und in Corona-Zeiten sowieso nicht mehr angesagt. In den letzten Jahren hat sich da und dort ein Gespräch ergeben, das ich eben auch mal beim Spazieren oder Joggen geführt habe. Dank passendem Schuhwerk haben Blasen bei mir keine Chance.»
Mit wem waren Sie schon unterwegs?
Städeli: «Bis heute war ich mit einer knappen Handvoll CEOs von KMUs, ein paar Marketingspezialisten und einem Studenten an unterschiedlichen Locations in und um Zürich unterwegs.»
Beim Brandwalk nehmen Sie sich eine Stunde Zeit pro Interessenten, «wenns spannend ist» auch länger, wie Sie schreiben. Wirz Brand Relations ist an der Uetlibergstrasse 132 zu Hause. Bis zuoberst auf den Uetliberg-Gipfel sind fast 500 Höhenmeter und, auf der direktesten Route über die Bernegg, gut drei Kilometer Strecke zu überwinden. Der Rückweg noch nicht eingerechnet. Ein «BrandWalk» reicht nie im Leben dafür, selbst wenns spannend wird! Oder joggen Sie?
Städeli: «Wer an der Uetlibergstrasse arbeitet, muss ja nicht zwingend immer auf den Berg rauf! Die Idee des Walks ist auch nicht, möglichst viele Kilometer abzulaufen, sondern sich möglichst gut zu unterhalten. Darum sind wir bis jetzt auch gar noch nie mit einem geografisch verorteten Walk-Ziel losspaziert. Falls es doch einmal der Uetliberg sein soll, kann man ja auch einen Weg mit der Bahn machen.»
Was schätzen Sie am Walking Talking besonders?
Städeli: «Nun, die Gedanken fliessen schlicht besser, die technischen Geräte bleiben in der Tasche oder noch besser zu Hause. Und damit ist der Kopf frei für Neues.»
Wenn wir das richtig sehen, ist der «BrandWalk» ein Kundenfänger. Was hat bisher herausgeschaut fürs Geschäft?
Thomas Städeli: «Der Walk ist primär eine Plattform, um sich über Marken und aktuelle Herausforderungen auszutauschen. Klar möchte ich damit auch neue Leute kennenlernen oder bekannte noch besser. Wenn daraus weitere Gespräche entstehen, die im einen oder anderen Fall auch zu Aufträgen führen, spricht natürlich nichts dagegen.»
Wie hat sich die Auftragslage von Wirz Brand Relations seit März entwickelt?
Städeli: «Im Branding gibt es naturgemäss viel Projektgeschäft. Logisch, dass sich seit dem Ausbruch der Pandemie viele Auftraggeber überlegen, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt zum Beispiel für ein Re-Branding sei oder ob man dieses nicht auf ‘bessere Zeiten’ verschieben soll. Entsprechend haben auch wir gegenüber der ursprünglichen Jahresplanung an Volumen verloren oder es ist erst mal auf ‘on hold’ gesetzt worden.»
Was erwarten Sie jetzt, wo's auf den Corona-Winter zugeht?
Städeli: «Die nächsten Wochen werden uns relativ schnell aufzeigen, wo die Reise 2021 hingeht. Ich bin aber mittelfristig zuversichtlich, dass es dafür bei einer gesellschaftlichen Normalisierung wieder einen ziemlichen Auftragsschub geben wird.»
Was tun Sie sonst noch, um Neukunden auf sich aufmerksam zu machen? Und sie für sich einzunehmen?
Städeli: «Wir werden nach wie vor primär aufgrund der Qualität unseres Outputs beurteilt und angefragt. Daneben helfen insbesondere persönliche Empfehlungen von bestehenden Kunden, und natürlich schadet auch die hohe Wirz-Bekanntheit nicht. Zudem setzen wir uns aktiv mit Themen wie 'Future driven‘ Branding auseinander und sind dazu eine Partnerschaft mit dem Coopenhagen Institute for Futures Studies eingegangen.»
Sie schrieben kürzlich, dass die Marke heute kein «unverrückbarer Fels in der Brandung für eherne Werte» mehr sei. Wie meinten Sie das?
Städeli: «Noch vor zehn Jahren hat man die Marke alle zehn Jahre unter die Lupe genommen, im Sitzungszimmer ein Leitbild an die Wand genagelt und einen dicken Bundesordner mit allen möglichen CI/CD-Regeln ins Regal gestellt. Dann hat man jemanden angestellt, der geschaut hat, dass alles so gut wie möglich eingehalten wird.»
Und heute?
Thomas Städeli: «Heute hat man den Ordner nicht nur massiv verschlankt, sondern ihm zum Beispiel durch eine smarte Online-Plattform inklusive Download-Funktionen ersetzt. Dabei definiert man neben den grundsätzlichen leitbildhaften und gestalterischen Regeln für die Marke vor allem die Art und Weise, wie man mit Veränderungen von innen und Inputs von aussen umgeht und was dies für die einzelnen Markenelemente bedeutet.»
In welchem Umfang und für welche Dauer hat Wirz Brand Relations und die Wirz-Gruppe seit März auf Kurzarbeit zurückgegriffen?
Städeli: «Wir als Branding-Bereich der Gruppe haben ab Mai Kurzarbeit angemeldet, um die Arbeitsplätze nach Möglichkeit zu erhalten. Bis dato lag der Workload während drei Monaten so viel unter dem Normal-Soll, dass eine Ausfallsentschädigung gerechtfertigt war. »
Wird das in den kommenden Winter-Monaten ein Thema sein?
Städeli: «Wie sich das Ganze weiterentwickelt, wird sich zeigen.»