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Dienstag
27.01.2015

IT / Telekom / Druck

Der Branchenverband der Schweizer ICT-Anbieter (Swico) reagiert auf die undurchsichtigen Praktiken bei der Auftragsvergabe und hat am Dienstag einen Verhaltenskodex präsentiert. Er soll festlegen, wie integre Geschäftstätigkeit im Bereich der Internet- und Kommunikationstechnik aussieht. «Der Verhaltenskodex soll ein Standard sein und eine Diskussion auslösen», sagte Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch gegenüber dem Klein Report.

Der Verhaltenskodex hält in dreizehn Kapiteln fest, wie mit Mitarbeitern, Aus- und Weiterbildung und vor allem mit Geschenken und Gefälligkeiten ethisch richtig umzugehen sei. «Der Verhaltenskodex gilt für alle unsere Mitglieder. In der Vernehmlassung hatten diese die Möglichkeit, Stellung zu nehmen, und wir haben den Kodex dann gemeinsam überarbeitet», teilte Hensch dem Klein Report mit.

Was den Stein ins Rollen gebracht hat, will Hensch nicht verhehlen: «Den Anstoss zu diesem Kodex gaben die Vorkommnisse im öffentlichen Beschaffungswesen. Viele Mitglieder sahen durch gewisse kriminelle Machenschaften in diesem Bereich ihr Ansehen beschädigt und wollten etwas dagegen unternehmen.»

Mit dem ethischen Wegweiser sollen solche Ereignisse der Vergangenheit angehören: «Bei Verstössen klärt der Vorstand die Situation ab und beurteilt die Sachlage. Aus vereinsrechtlicher Sicht kann der Verband den Missstand öffentlich machen, intern Stellung nehmen oder im äussersten Fall ein Mitglied ausschliessen.»

Trotzdem sieht Hensch den Vorbildcharakter im Zentrum und nicht die Kontrollfunktion, für die auch die Justiz zuständig sei: «Es gibt extreme Fälle von Bestechung, aber die verstossen meist schon gegen bestehendes Recht. Wir sind keine Polizisten, sondern wir wollen Werte vermitteln.»

Auch konkrete Zahlen oder Beschränkungen will Hensch mit dem Kodex nicht einführen: «Bei Geschenken geht es nicht um eine finanzielle Obergrenze, sondern um eine Verhältnismässigkeit. Es gibt keine klare Grenze. Man muss ein Gespür für ein ethisch angemessenes Verhalten entwickeln», so Hensch gegenüber dem Klein Report. «Eine Einladung für einen Projektleiter mit Flug und Hotel ist oft notwendig. Hingegen wird der Rahmen gesprengt, wenn auch noch seine Familie zum Shopping eingeladen wird.»

Gemäss dem Swico-Geschäftsführer soll durch den Verhaltenskodex ein Klima entstehen, in dem auch scheinbar vernachlässigbare Delikte keinen Platz mehr haben: «Druck wird in der Branche vor allem über subtile Mechanismen im Alltag ausgeübt. Mit geschäftsfremden Aussagen wie `Ich gehe mit deinem Chef golfen` wurden schon Gegengeschäfte verlangt.» Die Probleme greifen tief und sollen auch in schwierigen Situationen angegangen werden.

Der Swico-Kodex verlangt von den Mitgliedern, dass sie diesen Massstab auch bei ihren Zulieferern anwenden. Hensch befürchtet keine finanziellen Einbussen, sondern hofft auf einen Denkanstoss: «Es ist immer auch eine Frage der Angebots- und Nachfragemacht. Ein kleiner Laden, der Telefone bestellt, wird kaum die Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines grossen internationalen Konzerns ändern können, aber er kann vielleicht eine Diskussion anstossen.»

Auch betreffend der hochgesteckten Ziele des Verhaltenskodexes gibt sich Hensch realistisch: «Uns ist klar, dass wir uns mit diesem Papier angreifbar machen, aber die Diskussion ist zu wichtig, um untätig zu bleiben.»