Die spanische Tageszeitung «Público» stellt in einem am Freitag publizierten Kommentar fest, wie sich der Sprachgebrauch während der Wirtschaftskrise verändert: «Reich gegen arm. Es ist interessant, wie die Krise unseren Sprachgebrauch beeinflusst, wie sich unser Vokabular mit dem BIP wandelt. Heute sagen wir wieder Reiche zu den Reichen und Arme zu den Armen, ohne Euphemismen.» Bisher sei schönfärberisch von «hohen Einkommen» oder «grossen Vermögen» die Rede gewesen, jetzt einfach wieder von Reichen «mit diesem plakativen Widerhall von gesellschaftlicher Ungerechtigkeit».
Kolumnist Isaac Rosa meint dazu: «Die Bezeichnungen hängen von unserem Blickpunkt ab. Im Land der Möglichkeiten vor der Krise, als es den Anschein hatte, dass wir immer weiter wachsen würden und dass der Wert der Immobilien bis in die Unendlichkeit steigen würde, waren die Millionäre das Vorbild. Aber es kam die Krise und die Party ist zu Ende, die Türen und Treppen zum gesellschaftlichen Aufstieg sind verschlossen, das Trugbild ist zerplatzt. Und mit unserem Bewusstsein als ausweglose Arme ist auch unser gesellschaftlicher Neid wiedergekommen. Die Millionäre sind nicht mehr glamourös, sondern verhasste Reiche.»
Freitag
26.06.2009



