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Samstag
29.04.2017

Medien / Publizistik

«Wir liefern diesen Journalismus schon»

«Wir liefern diesen Journalismus schon»

Erdrückende Konkurrenz oder frischer Wind in die offenen WOZ-Segel? Was bedeutet der überwältigende Starterfolg der «Republik» für die ebenfalls linksliberale, gewerkschaftsnahe «Wochenzeitung»? Kaspar Surber (Bild), Kulturredaktor der WOZ, freut sich über die neuen KollegInnen, wie er gegenüber dem Klein Report sagt.

«Wir gratulieren der `Republik` zu diesem fulminanten Start und freuen uns darüber, dass immer mehr LeserInnen bereit sind, für einen unabhängigen Journalismus zu bezahlen», sagt Kaspar Surber.

Das erfolgreiche Crowdfunding werte die WOZ als «klare Absage an die Geschäftsstrategie der grossen Medienhäuser wie Tamedia, welche die Finanzierung der journalistischen Arbeit vernachlässigen und zu reinen Werbeplattformen verkommen», lautet Surbers erste Einschätzung zum Project R.

Einen Teil des Erfolgs der «Republik» vermutet er dabei auch in der aktuellen politischen Situation: «Auch den rechtspopulistischen Milliardären, die sich Meinungen kaufen wollen, sollte dies zu denken geben: Offenbar leistet sich das Volk lieber eigene Titel», findet der Kulturredaktor.

Die regelrechte Euphorie, die Project R auslöst, zeige auch, wie wichtig der Gesellschaft unabhängiger Journalismus ist, sagte bereits «Coup»-Mitbegründer Andres Eberhard zum Klein Report: «Dass die Leute bereit sind, Geld für seriösen Journalismus auszugeben, ist eine gute Botschaft für uns.»

Eberhard könne sich sogar vorstellen, «dass Medienkonsumenten in Zukunft nicht mehr jeden Morgen die «Neue Zürcher Zeitung» aus dem Briefkasten holen, sondern eine Handvoll Medienprojekte unterstützen, die sie nach Bedarf flexibel lösen und wieder künden können».

Kaspar Surber von der WOZ sieht das ähnlich und begrüsst die neue Online-Konkurrenz mit offenen Armen. «Je mehr Stimmen es gibt, die leidenschaftlich Journalismus betreiben und sich beherzt für eine offene, solidarische, ökologische Gesellschaft einsetzen, umso besser ist die Voraussetzung für eine inspirierende Debatte», findet er.

Angesprochen auf Parallelen und Unterschiede der «Wochenzeitung» gegenüber der «Republik» erklärt Surber: «Auch die WOZ profitiert mit steigenden Abo- und LeserInnenzahlen vom Interesse der Öffentlichkeit an unabhängigem Journalismus. Der grosse Unterschied liegt fürs erste natürlich darin, dass wir diesen Journalismus schon liefern, während er bei der `Republik` noch ein Versprechen ist. Zudem gib es uns auch weiterhin gedruckt und nicht nur digital.»