Ein barocker Friedhof aus dem 18. Jahrhundert: Symbolischer könnte der Fund nicht sein, auf den man bei den Bauarbeiten zum neuen Medienzentrum für die Bundeshausjournalisten gestossen ist. Doch damit nicht genug: Der Friedhofsfund sorgt für Unruhe. Der kantonale Archäologische Dienst übt in einem Artikel im «Tages-Anzeiger» vom Donnerstag scharfe Kritik, dass er vor den Aushubarbeiten nicht konsultiert worden sei. Stattdessen musste er mit einem Baustopp einfahren und nun Notgrabungen vornehmen. Dem Archäologischen Dienst sei bekannt gewesen, dass sich unter der Baustelle an der Bundesgasse Nummer 8 bis 12 - eine denkmalgeschützte Häuserzeile - ein Friedhof befindet, so Abteilungsleiter Daniel Gutscher zum «Tages-Anzeiger». Benachrichtigt worden sei er jedoch erst, nachdem die Baufirma am 23. Oktober - eine Woche nach Baubeginn - auf Gebeine gestossen sei.
Grund dafür sei die vorzeitige Baufreigabe durch die Stadt Bern gewesen, so Gutscher weiter. Dabei seien aber keine archäologischen Auflagen gemacht worden. Es sei daher nicht möglich gewesen, Grabungen zu unternehmen, bevor mit den Bauarbeiten begonnen worden sei. Gutscher ist daher überzeugt, dass Druck ausgeübt wurde, um das Verfahren voranzutreiben. Derzeit laufen Abklärungen, um diese «interne Panne» beim Bauinspektorat der Stadt Bern zu beleuchten.
Gemauschelt worden sei bei der Genehmigung des vorzeitigen Baubeginns jedoch nicht, sagte Nadia Lützelschwab, Direktionsadjunktin beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), auf Anfrage der sda. Alles sei korrekt abgelaufen. Zudem sei es nicht nicht Sache des BBL als Bauherrin, den Archäologischen Dienst zu informieren. Dies sei die Aufgabe der Baubewilligungsbehörde, also des stadtbernischen Bauinspektorats. Das BBL stehe natürlich unter einem gewissen Zeitdruck, sagte Lützelschwab der sda weiter. Dieser sei aber auch nicht grösser als bei anderen Projekten dieser Grössenordnung. Auch aus Kostengründen sei das BBL daran interessiert, dass das neue Medienzentrum innert eines möglichst engen Zeitrahmens fertiggestellt werde.
Ein Teil der Gebeine des barocken Friedhofs ist allerdings zerstört. Er wolle der Baufirma deshalb aber keine Vorwürfe machen, sagte Gutscher. Diese gehe naturgemäss mit Baggern vor. Dabei hätte man schon in einem Meter Tiefe sehr sorgfältig arbeiten müssen. Weniger problematisch ist der Bundesplatz, die andere Berner Grossbaustelle des Bundes. Auch unter diesem befinden sich archäologisch interessante Relikte: ein Teil der Stadtmauer aus der Zeit zwischen 1250 und 1255 sowie Häuser, die aus den Jahren zwischen 1250 und 1898 datieren.
Die Arbeiten für das neue Medienhaus sollen gemäss dem Bundesamt für Bauten und Logistik zweieinhalb Jahre dauern und 42 Mio. Franken kosten. In den drei denkmalgeschützten Häusern an der Bundesgasse 8 bis 12, schräg gegenüber dem Bundeshaus, soll ein modernes Medienzentrum entstehen. Dieses soll Radio- und Fernsehstudios, Arbeitsräume für Printjournalisten und einen Saal für Medienkonferenzen umfassen. Ingesamt bietet das Zentrum auf 4900 Quadratmetern Nutzfläche Raum für 350 Arbeitsplätze. Das neue Medienhaus ist ein Projekt des «Berner Teams» (Marti GU, IAAG Architekten, Marchand & Partner, CBM Group, CSP Meier und Grollimund & Partner. Siehe auch: Medienzentrum für Bundeshaus-Journalisten in Bau
Donnerstag
13.11.2003