Und wieder ist Feuer im Dach bei Keyston-SDA. Am Freitag ist die Deadline zum Abnicken eines neuen umstrittenen Personalreglements verstrichen. Die Mitarbeitenden fühlen sich nicht ernst genommen von der Unternehmensspitze.
Am Mittwoch hat die Personalkommission «sämtliche Verbindungen mit der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat» gekappt, wie aus einem Schreiben hervorgeht, das dem Klein Report vorliegt.
Grund für das Zerwürfnis ist das neue Personalreglement, mit dem Ferientage gestrichen, der Kündigungsschutz verschlechtert und die Kompensationstage für Abend- oder Wochenendeinsätze gekürzt werden sollen.
Die Worte in dem Protestschreiben, datiert am 15. Juni, sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten: «Wir sind es leid, der Unternehmensspitze als Feigenblatt zu dienen. Wir sind es leid, für neoliberale unternehmerische Entscheide mitverantwortlich gemacht zu werden. Wir sind die Alibi-Übungen leid», schreibt die Peko dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung der Nachrichtenagentur, der mit dem Scheitern des Medienpakets im Februar und vom «Medienpaket light» vor zwei Wochen ein Ausbau der Bundes-Subventionen entgangen ist.
Das umstrittene Personalreglement mit den erwähnten Kürzungen war den Mitarbeitenden als Bestandteil des Arbeitsvertrags vorgelegt worden und sollte bis am Freitag, 17. Juni unterschrieben werden.
«Entgegen Beteuerungen vonseiten der Geschäftsleitung, dass die Revision des vormaligen R5 keine Sparübung sei, kann das neue Personalreglement aber gar nicht anders als eine solche wahrgenommen werden», heisst es in einer Resolution des Personals vom 1. Juni, die dem Klein Report ebenfalls vorliegt.
So haben sich auf eine Umfrage der Personalkommission bisher nur zwei Mitarbeitende gemeldet, die durch die neuen Ferien- und Kompensationsregeln je einen Ferientag hinzugewinnen würden. 53 müssten dagegen Einbussen hinnehmen, zusammen stattliche 299 Tage.
Der Unmut scheint schön gleichmässig verteilt zu sein in den Büros unter der Teppichetage. An einer Versammlung vom 9. Juni hat das Personal «mit deutlicher Mehrheit» entschieden, den Vertrag nicht fristgerecht bis zum 17. Juni unterschreiben zu wollen.
«Wir haben den Überblick noch nicht, wie viele dem Druck standhalten werden», sagte Stephanie Vonarburg am Freitag auf Anfrage des Klein Reports.
«Wenn mindestens 10 Prozent nicht unterschreiben und daraufhin eine Kündigung angedroht bekommen, wäre das eine Massenentlassung», so die Syndicom-Gewerkschafterin weiter. «Dann müsste die Geschäftsspitze das beim Arbeitsamt melden und ein ordentliches Konsultationsverfahren eröffnen.»
Ob es aber tatsächlich so weit kommt, ist fraglich. Immerhin müsste das Unternehmen bereit sein, auf einen Schlag auf über 10 Prozent seines Personals zu verzichten – ohne dabei beeinflussen zu können, wer geht und wer bleibt.
Und auch eine politische Dimension ist im Spiel. Nach dem letzten Arbeitskonflikt hat der Bund 2018 seine Unterstützungsgelder an Keystone-SDA als medialen Service public von zwei auf vier Millionen aufgestockt.
«Diese Gelder sind gebunden an gewisse Voraussetzungen», so Vonarburg weiter. Ob eine Sparübung wie die aktuelle handfeste rechtliche Konsequenzen hätte, müssten letztlich die Behörden entscheiden. «Dass Keystone-SDA in einen Legitimationsnotstand geriete, ist aber sicher.»
Für die Gerwerkschafterin indessen ist klar: «Es braucht ein Zurück an den Verhandlungstisch. Dazu sind wir bereit. Aber mit Respekt und auf Augenhöhe.»
Eine Anfrage bei Keystone-SDA um ein Statement blieb bis Redaktionsschluss ohne Antwort.