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Donnerstag
10.02.2011

Fritz Zaugg, Leiter Hörspiele beim Schweizer Radio und Fernsehen, erklärte am Donnerstag gegenüber dem Klein Report, warum der deutsche Kommissar Harry Stahl am Freitag, 18. Februar, bereits zum zweiten Mal live in einem DRS-1-Hörspiel ermittelt. Zudem verriet er, warum man es den Hörspielfans ermöglicht, den Geräuschemachern nicht nur im Wädenswiler Theatersaal, sondern auch per Live-Internetstream über die Schultern schauen zu können.

Klein Report: Warum ermittelt Harry Stahl in einem Live-Hörspiel?
Fritz Zaugg: Vor zwei Jahren haben wir Jean-Michel Räber schon einmal als Harry Stahl im Theater Ticino in Wädenswil ermitteln lassen. Wir waren damals hellhörig geworden, weil der gebürtige Schweizer Räber mit einer deutschen Truppe durch deutsche Theatersääle tourte und dort kurze Hörgeschichten inszenierte, die zeitversetzt im Radio liefen. Wir fanden uns für eine abendfüllende Live- Hörspielproduktion zusammen, die im Theater gut ankam und allgemein ein sehr positives Echo auslöste. Das motivierte uns und das Theater Ticino, eine zweite Produktion auf die Beine zu stellen.

Klein Report: Ist es eine Mundartproduktion oder wird Schriftdeutsch gesprochen?
Zaugg: Beides. Harry Stahl ist ein deutscher Ermittler, der schriftdeutsch spricht und der sein Domzil von Köln nach Zürich verlegt hat. Es werden im Stück sehr viele verschiedene Dialekte, Akzente und Sprachen gesprochen, insgesamt spricht das Ensemble rund 40 Rollen. Man versteht aber alles.

Klein Report: Spüren Sie ein gewisses Nervenflattern vor der Premiere?
Zaugg: Aber sicher! Es ist ein Sprung ins kalte Wasser. Aber wir sind dank zahlreichen Livesendungen wie Kabarettproduktionen inzwischen ein bisschen liveerprobt und bekommen das Nervenflattern hoffentlich einigermassen in den Griff.

Klein Report: Wie häufig produzieren Sie Livehörspiele?
Zaugg: 2009 führten wir wie gesagt schon einmal einen Harry Stahl-Krimi live aus. Mitte Oktober 2010 inszenierten wir in Altdorf ein umgeschriebenes Theaterstück über den Gotthard-Eisenbahntunnelbau als Livehörspiel. Es wäre schön, wenn wir die Kadenz zwischen den Livehörspielen verkürzen könnten, aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage. Eine Liveproduktion ist nicht einmal unbedingt zeitaufwendiger, aber wegen dem externen Aufbau der Technik halt kostspieliger.

Klein Report: Sie lassen sich über einen Videolivestream überwachen. Wieso das?
Zaugg: Ich würde es nicht als Überwachung bezeichnen. Anlässlich dem Zusammenschluss von Radio und Fernsehen habe ich bei den Arbeitskollegen von SF angefragt, ob sie den Hörspielabend nicht aufzeichnen könnten, damit wir ihn als Videostream ins Internet stellen können. So hat man gleichzeitig zum Ton auch das Bild, denn es ist sehr spannend zu beobachten, wie die Schauspieler agieren, also zum Beispiel die Windmaschine bedienen und all die Geräusche produzieren, die nicht ab Konserve kommen. Wir machen bewusst auf altes Dampfradio.

Klein Report: Der Freitag ist nach wie vor DER Hörspielabend im Schweizer Radio?
Zaugg: Freitag, 20.00 Uhr ist einer von vier Hörspielterminen bei SR DRS. Weitere Termine sind am Montag um 14 Uhr auf DRS 1 sowie am Samstag um 21.00 Uhr und am Mittwoch um 20.00 Uhr auf DRS 2. Nach wie vor sorgt jeden Montag um 23.05 Uhr das «Schreckmümpfeli» für Aufregung, während wochentags zwischen 19.00 und 20.00 Uhr im Kinderprogramm Zambo auch Hörspielbeiträge für die kleinen Hörerinnen und Hörer zu hören sind.

Klein Report: Wie viele Hörspiele produziert das Schweizer Radio und Fernsehen pro Jahr?
Zaugg: Insgesamt sind es pro Jahr ca. 25 Hörspiele mit einer Dauer von rund 50 Minuten. Hinzu kommen zahlreiche Kurzformen wie das «Schreckmümpfeli» oder Stücke im Kinderprogramm sowie Satire- und Kabarett-Sendungen.