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Samstag
25.11.2023

Medien / Publizistik

Jetzt sagt man dazu bei Ringier halt einfach «Blick TV»: Breaking News-Video auf blick.ch vom 26. November 2019. (Bild: Screenshot web.archive.org)

Jetzt sagt man dazu bei Ringier halt einfach «Blick TV»: Breaking News-Video auf blick.ch vom 26. November 2019. (Bild: Screenshot web.archive.org)

Nach den jüngsten Kündigungen bei der Video-Crew des Blicks zeichnet sich nun das Ausmass der Restrukturierung ab. Unter der Marke «Blick TV» laufen heute die Abrufvideos. Diese gab es allerdings schon lange, bevor Ringier 2020 mit seinem «richtigen» TV-Sender an den Start ging.

Als Blick TV im Februar 2020 unter grossem Tamtam gestartet wurde, sprach der «Blick» stolz vom «ersten digitalen Sender der Schweiz». Das «Kernteam» der hauseigenen TV-Crew bezifferte die Redaktion auf 48 Angestellte. Im Ringier Pressehaus in Zürich seien zwei «neue, topmoderne Studios» eingerichtet worden.

«Ringier hat den Mut, das Fernsehen zu erobern und fürs Internet neu zu erfinden», strotzte Jonas Projer, damals Chefredaktor von Blick TV, vor Aufbruchseuphorie.

Als Ringier Ende September 2023 seine täglichen News-Programme – das Herzstück der Ringier’schen TV-Ambitionen – einstellte, waren die Töne hörbar leiser. Zunächst blieb sogar unklar, was der Einschnitt für die Angestellten und die Grösse der Crew genau bedeutet. 

Zwei Monate später hat Ringier am Donnerstag nun in einer kurzen Mitteilung über die Restrukturierung kommuniziert: «Aufgrund des schwierigen Marktumfeldes kommt es bei Blick TV zu einem Abbau von 4,5 Vollzeitstellen», hiess es da. 

Und: «Für die betroffenen Mitarbeitenden kommt der Ringier-Sozialplan zum Tragen.»

Betroffen sind von dem Stellenabbau insgesamt sechs Mitarbeitende, wie Daniel Riedel, Mediensprecher Blick-Gruppe, auf Nachfrage des Klein Reports präzisierte.

«Der Video-Bereich der Blick-Gruppe zählt neu 35 Mitarbeitende.» Gegenüber dem Start wurde das Team also um 13 Mitarbeitende verkleinert, ein Abbau von beinahe 30 Prozent.

Immerhin: Dass damit erst eine von mehreren Tranchen abgebaut sei, verneint Riedel. Ein weiterer Stellenabbau im Video-Bereich sei nicht geplant. «Die Bereiche Video on Demand, Breaking News, Formate und Videoreportagen sind wichtige Pfeiler unserer Zukunftsstrategie.»

Ringier begründete den Entscheid zum Stellenabbau mit einem «allgemein anspruchsvollen Marktumfeld». Darauf angesprochen, was genau damit gemeint sei, sagte der Mediensprecher: «Wir haben feststellen müssen, dass unsere täglichen News-Formate ihr Publikum nicht wie erhofft erreicht haben und die wirtschaftlichen Bedingungen dafür nicht weiter gegeben sind.»

Damit wiederholte sich bei Ringier ziemlich genau jenes Schicksal, das auch Axel Springer heimgesucht hatte. Die auf Bild TV gezeigte Live-Berichterstattung stiess auf zu wenig Interesse. Im Sommer 2021 gestartet, wurde das «richtige» Fernsehen nach etwas mehr als einem Jahr bereits wieder abgesetzt. Übrig blieben – man ahnt es schon – Videoreportagen, Dokus und Breaking News.

Als ob nichts geschehen wäre, ist in den Videos auf blick.ch oben links auch heute noch das Logo von Blick TV zu sehen. Und dies, nachdem verschiedene Medien vor zwei Monaten bereits das Ende von Blick TV ausgerufen hatten. 

Dagegen verwehrt sich Daniel Riedel gegenüber dem Klein Report vehement: «Wir haben Blick TV nicht eingestellt.» Ringier habe lediglich eine «strukturelle Anpassung» vorgenommen und die täglichen News-Sendungen gestoppt. «Blick TV ist und bleibt natürlich eine starke Marke in unserer digitalen Produktwelt.»

Das mag sein. Doch auch schon vor dem pompösen Start von Blick TV 2020 bekam man auf blick.ch – wie auf etlichen anderen Zeitungsportalen auch – viel Bewegtbild geboten: Videoreportagen («Porsche rammt Renault in LKW – drei Tote am Bözberg», 27. November 2019), Breaking News («Köbi Kuhn (†76) ist tot», 26. November 2019) und allerhand sonstige Abrufvideos für alle möglichen Lebenslagen («Sind Sie Alkoholiker?», 25. November 2019). 

Dabei handelt es sich also um exakt jene Formate, auf die sich Ringier heute beruft, wenn vom Fortleben von Blick TV die Rede ist.