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Donnerstag
15.09.2016

IT / Telekom / Druck

Einige der weltbesten Sportlerinnen wurden an den Olympischen Spielen positiv auf verbotene Substanzen getestet, darunter die vierfache Goldmedaillengewinnerin Simone Biles sowie weitere US-amerikanische Athletinnen. Das zeigen Dokumente, die von Datensätzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gehackt wurden.

Hinter dem Hackerangriff auf die WADA steckt das russische Cybercrime-Team «Tsar Team» oder auch «Fancy Bear» genannt. Während im Vorfeld der Olympischen Spiele ein Ausschluss der gesamten russischen Delegation im letzten Moment doch noch verworfen wurde, deckten die Hacker nun scheinbar Dopingfälle im rivalisierten US-amerikanischen Lager auf.

«Wir zeigen euch, wie man olympische Medaillen gewinnt», schreibt «Fancy Bear» auf der Website. Dort sind Dokumente einsehbar, die positive Doping-Tests bei der Kunstturnerin Simone Biles und der Basketball-Spielerin Elena Delle Donne während den Olympischen Spielen dokumentieren. Beide wurden positiv auf verbotene Amphetamine getestet.

Anders als der deutsche Radrennfahrer Jan Ullrich, der 2002 wegen Dopings mit Amphetamin gesperrt wurde, haben Biles und Delle Donne eine Art «Lizenz zum Dopen» von der WADA, wie die Hacker schreiben. Beide verfügen über Zertifikate der Anti-Doping-Agentur, die ihnen die Einnahme der eigentlich unerlaubten Substanzen bis 2018 genehmigt.

Die Substanzen, die bei Biles und Delle Donne nachgewiesen wurden, sind besser bekannt unter dem Namen Ritalin und werden gewöhnlich zur Behandlung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Ritalin unterdrückt aber auch Müdigkeit und steigert die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.

«ADHS zu haben und deshalb Medikamente einzunehmen, ist nichts, für das man sich schämen oder wovor man Angst haben muss, wenn das Leute erfahren», reagierte Simone Biles am Donnerstagabend auf die Vorwürfe via Twitter. Von Elena Delle Donne, die bekannt für ihre überragende Freiwurfquote von 95 Prozent ist, fehlt bislang ein offizielles Statement.

Die gehackten Unterlagen zeigen, dass die weltbeste Tennisspielerin Serena Williams und ihre ältere Schwester Venus über ähnliche Genehmigungen der WADA verfügten, die mittlerweile jedoch abgelaufen sind. Es handelte sich dabei um die Erlaubnis für die Einnahme von verschiedenen Schmerzmitteln und Entzündungshemmern (Kortisone, Steroide), die normalerweise ebenfalls verboten sind.

Serena Williams durfte beispielsweise bis 2015 das starke Opiat Oxycodon verwenden. Für die Einnahme des gleichen Mittels wurde die jamaikanische Sprinterin Shelly-Ann Fraser-Pryce, die das Mittel wegen Zahnschmerzen eingenommen habe, im Jahr 2010 für sechs Monate gesperrt.

Die WADA bestätigte den Hackerangriff bereits in einer Pressemitteilung und somit die Echtheit der Dokumente, die über www.fancybear.net einsehbar sind. «Die WADA verurteilt diese Cyber-Attacken, mit denen versucht wird, das weltweite Anti-Doping-System zu untergraben», so WADA-Generaldirektor Olivier Niggli.