Vor einem Monat hat Wikimedia, die Stiftung hinter der frei zugänglichen Online-Enzyklopädie Wikipedia, sechzehn Nutzer in der Weltregion MENA, Middle East and North Africa, mit einem «globalen Bann» belegt.
Wie die «Frankfurter allgemeine Zeitung» am Freitag mit Bezug auf die Organisation Dawn (Democracy in the Arabic World Now) meldete, stecken hinter den Verbannten höchstrangige Wikipedia-Administratoren von Saudi-Arabien. Diese wurden als Regierungsagenten angeworben, «um die Informationen über das Land kontrollieren und Nutzer verfolgen zu können, die kritische Informationen über politische Gefangene beisteuern».
Dawn wurde vom später ermordeten Jornalisten Jamal Khashoggi gegründet.
«Dass die saudische Regierung Wikipedia mit Regierungsagenten, die als unabhängige Editoren arbeiten, infiltriert und nicht willfährige Editoren einsperrt, zeigt nicht nur ihren beständigen Einsatz von Spionen in internationalen Organisationen, sondern auch, wie gefährlich der Versuch in diesem Land ist, unabhängige Inhalte zu erstellen», kommentiert Dawn-Direktorin Sarah Leah Whitson den Vorgang.
Wikipedia-Editoren und -Administratoren sind weltweit keine Angestellten von Wikimedia, sondern unentgeltlich arbeitende Freiwillige. Immer wieder kommt es bei der kostenfreien Online-Enzyklopädie zu Kämpfen um die Deutungshoheit, bei denen Nutzer und Nutzerinnen ihre Darstellung eines Sachverhalts durchsetzen wollen.
Wikimedia müsse demnach überdenken, wie weit sich die Stiftung auf Administratoren verlassen will, die in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit leben, und welchen Risiken Administratoren dort ausgesetzt seien.