Für eine baldige Corona-Impfung laufen die Forschungen weltweit auf Hochtouren. Aber nicht nur die Pharmazeuten machen Überstunden im Labor.
Auch Soziologen und Psychologen haben die Pandemie mit ihren Auswirkungen als eine bisher einmalige Konstellation für ganz neue Forschungen entdeckt.
An der Universität von Kalabrien hat der Wirtschaftswissenschaftler Vincenzo Scoppa untersucht, was die wegen Corona leeren Stadien für die Motivation der Fussballspieler bedeuten. Seine Studie zeigt: Ohne Zuschauer und Fangesänge schwindet statistisch erwiesen der Heimvorteil. Die ansonsten umjubelten Stars auf dem Rasen spielen in vielen Fällen plötzlich schlechter als ihre Gäste. Sogar Schiedsrichter entscheiden ohne die Drohkulisse der einheimischen Fans im Durchschnitt neutraler.
Seit mehr als einem halben Jahr finden die meisten Fussballspiele in leeren Stadien statt. Scoppa als eine Kapazität in Sachen Statistik hat den Steilpass genutzt und in den obersten Ligen von Deutschland, Spanien, Italien, England und Portugal alle wichtigen Spiele ausgewertet. Die Resultate und andere erfasste Daten zu den Matches hat er gemäss einem Bericht im «Journal of Economic Psychology» mit Resultaten und Statistiken aus den vergangenen zehn Jahren verglichen.
Die Szenerien aus dieser Zeit sind bekannt: Die Fans brüllen die Gästemannschaft nieder und auf den Schiedsrichter schimpfen sie sowieso. Mit Erfolg: Viele Daten zeigen, dass die Heimmannschaft einen Vorteil geniesst. Im eigenen Stadion sind Siege wahrscheinlicher. Auch der Schiedsrichter entscheidet im Durchschnitt etwas häufiger im Sinne der Gastgeber.
Jetzt mit Corona fehlen die Gesänge, das Gebrüll und der belohnende Applaus. Für Vincenzo Scoppa sind damit die Fussballspiele vor einem neutralen Publikum – sprich im leeren Stadion – gerechter geworden.
Aber Scoppa müsste wohl kein kreativer Wirtschaftswissenschafter sein, um seine Erkenntnisse sicher bald auch in andere Kampfzonen als leere Stadien zu implementieren.