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Samstag
02.08.2025

Medien / Publizistik

Wurde als Troubleshooter geholt: Der langjährige Magazin-Journalist Karl Wild... (Bild: zVg)

Wurde als Troubleshooter geholt: Der langjährige Magazin-Journalist Karl Wild... (Bild: zVg)

Beim Weber Verlag in Thun hat es wieder geknallt: «Hotelier»-Co-Chefredaktor Karl Wild (77) geht.

Der 2022 als Troubleshooter engagierte Journalist hat von Verlagsseite die Order bekommen, dass in Zukunft dieser entscheide, wer das «Hotelier»-Cover ziere. Intern war die Rede von den Inserenten und Partnern des Verlages, die auf der Titelseite mehr Berücksichtigung finden müssten.

Aber genau für die Titelstories ist der ausgewiesene Journalist damals geholt worden, der auch das bekannteste Schweizer Hotelrating gegründet hat – 1997 bei der «Bilanz». Das erschien dort in den ersten fünf Jahren, danach veröffentlichte er das Rating «Die 125 besten Hotels der Schweiz» in abgeänderter Form in der «SonntagsZeitung» 23 Jahre lang.

2024 übergab Hoteltester Wild sein Lebenswerk «Die 100 besten Hotels der Schweiz 2024 /25» an den Journalisten Andrin Willi. Herausgeber: Der Weber Verlag in Thun, der das Rating seit mehreren Jahren als Buch herausgab.

Nach vielen Jahren bei der «SonntagsZeitung» (TX Group) wechselte das Hotelrating unter Getöse per 2025 zur «NZZ am Sonntag» als neuem Medienpartner. Die «SonntagsZeitung» hat neu das Ranking «Die 101 besten Hotels Schweiz» des Deutschen Carsten K. Rath im Prgroamm.

Karl Wild ist nicht niemand, genau wie Annalena Müller (42). Beide haben mit dem Weber Verlag ihre zwiespältigen Erfahrungen gemacht.

Die Journalistin und Historikerin ist eine ausgewiesene Kennerin der katholischen Kirche. Am 22. Mai diesen Jahres ist sie als Chefredaktorin des «Pfarrblatts Bern» freigestellt worden. Zehn Monate vorher war sie zur «Pfarrblatt»-Redaktion geholt worden, um diese zu modernisieren und den Internet-Bereich neu aufzustellen, was gemäss Online-Daten auch gelungen ist.

Herausgeberin des «Pfarrblatts Bern» für die römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Bern ist der Verein «Pfarrblatt»-Gemeinschaft Bern. Vizepräsident ist Dyami Häfliger, Verlagsleiter Zeitschriften beim Weber Verlag in Thun und Neffe der Verlagsbesitzerin Annette Weber-Hadorn.

«Die Entscheidung zur Freistellung ist das Ergebnis einer über längere Zeit gewachsenen, komplexen Gesamtsituation», antwortete Häfliger auf Anfrage des Klein Reports am 12. Juni. «Auch wenn wir aus Persönlichkeitsschutzgründen keine Details öffentlich machen können, versichern wir Ihnen, dass der Entscheid auf Basis eines strukturellen und vertrauensbezogenen Prozesses erfolgte – nicht auf einzelne Inhalte oder Positionen hin. Wir hätten uns eine andere Entwicklung gewünscht.»

Der Vereinsvorstand führte als Grund «unterschiedliche Auffassungen zur strategischen und redaktionellen Ausrichtung sowie ein fehlendes Vertrauensverhältnis, das die weitere Zusammenarbeit verunmöglicht» an.

So schauts nun in umgekehrter Richtung bei Profi-Journalist Karl Wild aus. Dass der Sachbuchverlag aus Thun in Zukunft unter Umgehung der Redaktion direkt mit den potentiellen Titelseiten-Persönlichkeiten aufnimmt, geht gar nicht.

Da spielen auch geschäftliche Interessen keine Rolle mehr, obwohl das bei Verbands- und Vereinsblättern mittlerweile gang und gäbe ist. Den sogenannten Content-Journalismus lassen die Verlage als «Journalismus» auch auf den Titelseiten laufen, wobei in einer Ecke ganz klein vielleicht noch «sponsored» oder Partnerbeitrag steht.

Hand an die heilige Titelseite anlegen, sollten aber auch Katholiken nicht. Gut gemacht, ist die Frontseite ein Katalysator beim Abverkauf und stärkend für das Image eines Medien-Titels.