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Donnerstag
03.10.2024

Medien / Publizistik

Verhältnisblödsinn im Dorfstreit: Die Polizei rückt am Donnerstagmorgen mit dem Streifenwagen an... (Bild: zVg)

Verhältnisblödsinn im Dorfstreit: Die Polizei rückt am Donnerstagmorgen mit dem Streifenwagen an... (Bild: zVg)

In der Gemeinde Maur am Greifensee liegen die Nerven blank. Nun fährt das Bauamt mit Polizeischutz bei einer ehemaligen Gemeinderätin auf.

Die Geschichte hat ihren Ursprung am 24. Februar 2024 – und sie ist von höchst tragischen Dimensionen. Damals kam der alteingesessene Ortsbürger Hans-Rudolf Brüngger im Rahmen eines Baurechtsstreits zu Tode.

Seither sitzt sein Neffe in Untersuchungshaft. Im Raum steht der Verdacht eines Tötungsdelikts. Die Schwester des Opfers, Elisabeth Brüngger, alt Gemeinderätin und Baurechtsanwältin, hatte im vergangenen März ihre Sicht der Dinge um die Verlegung einer elektrischen Hauszuleitung (durch das spätere Opfer) sowie einen durch das Maurmer Bauamt verhängten Baustopp in der Lokalzeitung «Maurmer Post» geschildert. Titel des Artikels: «Tod im Sponstürli».

Elisabeth Brüngger sagte damals: «Ich mache dem Gemeindebauamt zum Vorwurf, dass niemand vorbeikam, um sich diese Bagatelle vor Ort anzusehen.» Einen Baustopp ohne Besuch und Augenschein vor Ort und ohne ihren Bruder anzuhören und nach seiner Meinung zu fragen, sondern einseitig nur gemäss Angaben der einen Partei zu erlassen, sei definitiv unverhältnismässig. Abgesehen davon sei der rechtliche Inhalt falsch.

Die Mitarbeiter auf dem Amt hätten jedenfalls mit ihrem willfährigen Vorgehen den Eigentumswahn des Täters befeuert und die Eskalation der Ereignisse so indirekt provoziert, indem ihm vorerst mündlich die Auskunft erteilt wurde, dass der Baustopp erfolge.

Diese Ausführungen (notabene einer Baurechtsexpertin) führten in der Gemeinde zu einem kleineren Erdbeben. Und offenbar haben sich die Wogen immer noch nicht gelegt.

Anders ist es nicht zu erklären, dass Elisabeth Brüngger am Donnerstagmorgen Besuch von Hochbauvorsteher Urs Rechsteiner und drei Kantonspolizisten erhielt. Grund: Der (angekündigte) Vollzug eines behördlich veranlassten Rückbaus einer Pergola, die vor 16 (!) Jahren errichtet worden war. Stören konnte diese niemanden – weder optisch noch baulich. Das nächste Haus ist rund 400 Meter entfernt und hat keine Sicht auf das Corpus delicti.

Doch das interessierte die Gemeinde nicht. Nach einem langwierigen Rechtsstreit hatte der kommunale Bauausschuss entschieden, dass die Sitzplatzüberdachung sowie die Seitenverglasung «vollständig zurückgebaut werden müssen». Dass das hölzerne «Rankgerüst» stehen bleiben darf, macht die Geschichte speziell. Rein optisch bleibt alles beim Alten. 

Der genaue Zeitpunkt des Rückbaus (3. Oktober 9.00 Uhr) und die zuständige Baufirma wurden Elisabeth Brüngger ebenso aufoktroyiert wie die Kosten für den Rückbau (5197.45 Franken), die Beschluss- und Bearbeitungsgebühren (1400 Franken) sowie eine Strafandrohung bei einer allfälligen Verweigerung. Dem Klein Report liegen Verfügungen des Bauausschusses vom 29. August 2024 vor. 

Trotz des Ärgers lenkte Brüngger ein – und nahm Kontakt mit der beauftragten Baufirma auf, damit alles reibungslos über die Bühne geht. Umso mehr staunte sie, dass die Gemeinde am Donnerstag mit Polizeigewalt auffuhr – und die Rückbauarbeiten mit strengem Blick überwachte. Auch Bauvorsteher Rechsteiner rückte keinen Fussbreit vom Areal.

Elisabeth Brüngger versteht die Welt nicht mehr. Gegenüber dem Klein Report sagt sie: «Die Gemeinde hätte einen Ermessensspielraum besessen – und die Geschichte mit Augenmass, das heisst unter Berücksichtigung des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes lösen können. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass es sich um einen Bagatellfall handelt und die Rückbauanordnung rein strafenden Charakter hat.»

Auch der seinerzeitige Einsprecher, der frühere Pfarrer B. K., habe sein Interesse an der Sache längst verloren. Die Baubehörde dagegen blieb unerbittlich, nachdem sie zuerst – gleich übrigens wie die Baudirektion – die Überdachung als rechtens und nicht bewilligungspflichtig beurteilt hatte.

Kommentieren will Elisabeth Brüngger die Vorgänge nicht mehr weiter, weist aber abschliessend darauf hin, dass es der Sitzplatz ihres vor kurzem gewaltsam zu Tode gekommenen Bruders war. Sie stelle sich die Frage, ob das unnachgiebige Verhalten der Behörde mit den von ihr damals erhobenen Vorwürfen gegen die Bauabteilung in Zusammenhang stehe.