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Mittwoch
03.08.2022

Medien / Publizistik

Nicht zum Schweigen zu bringen: Die letzten Mitarbeitenden der Zeitung «La Prensa» mussten aus Nicaragua fliehen – und arbeiten nun vom Ausland aus.

Nicht zum Schweigen zu bringen: Die letzten Mitarbeitenden der Zeitung «La Prensa» mussten aus Nicaragua fliehen – und arbeiten nun vom Ausland aus.

Der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega geht immer mit härterer Hand gegen Medienschaffende vor. Die letzten Mitarbeitenden der Zeitung «La Prensa» mussten vor Kurzem Nicaragua heimlich verlassen. 

In der Nacht zum 6. Juli hat die Polizei in der Hauptstadt Managua in einer gross angelegten Aktion die Wohnungen von fünf «Prensa»-Mitarbeitenden durchsucht.

Zwei von ihnen wurden noch am selben Tag in Haft genommen, ohne Begründung. Als die anderen Mitarbeitenden, deren Wohnungen durchsucht worden waren, von den Festnahmen erfuhren, tauchten sie unter – und entgingen so vermutlich der Verhaftung.

«Die unabhängige Presse in Nicaragua liegt im Sterben, die letzten regierungskritischen Stimmen verschwinden. ‚La Prensa‘ ist eine der letzten Bastionen des unabhängigen Journalismus in Nicaragua», verurteilte Reporter ohne Grenzen (RSF) die jüngsten Vorkommnisse in dem südamerikanischen Land.

Die Hausdurchsuchungen waren die letzten Ereignisse in einer langen Reihe von Behördenschikanen gegen «La Prensa». Am 13. August 2021 war bereits die Zentralredaktion der Zeitung willkürlich von der Polizei geschlossen worden, Geschäftsführer Juan Lorenzo Holmann Chamorro wurde damals in Haft genommen. 

Die gesamte technische Ausrüstung einschließlich der Rotationsdruckmaschine wurde von der Polizei beschlagnahmt. Seit diesem Tag erscheint keine Druckversion der Zeitung mehr. 

«La Prensa» kann weiterhin als Nachrichten-Website erscheinen, da sich die Server dem Zugriff der Regierung entziehen und das Redaktionsteam nun von ausserhalb Nicaraguas sowie im Verborgenen arbeitet. 

Daniel Ortega ist nach einer ersten Amtszeit von 1979 bis 1990 seit 2007 wieder Präsident Nicaraguas. Um die Kontrolle über die journalistische Berichterstattung im Land zu erlangen, geht er mit einer Kombination aus juristischen Schikanen und wirtschaftlichem Ausblutenlassen gegen unabhängige Medien vor. 

Dazu gehören Diskriminierungen bei der Zuteilung staatlicher Werbemittel, Beschränkungen bei der Einfuhr von journalistischer Ausrüstung, vorgeschobene Rechnungsprüfungen, willkürliche Verhaftungen sowie absurde und verfassungswidrige Gesetze. 

Zwei weitere Medien, «Confidencial» und «100% Noticias», musste 2018 ein ähnliches Schicksal wie «La Prensa» erleiden: Die Polizei stürmte die Räumlichkeiten und beschlagnahmte ihre Ausrüstung. 

Die Wiederwahl Ortegas im Jahr 2021 für eine vierte Amtszeit in Folge löste laut RSF eine Abwanderungswelle von Medienschaffenden aus.