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Mittwoch
30.11.2022

Kino

Die chinesische Zensur hielt den Film für ungefährlich, weils ja «nur» um Liebe geht. Nun haben sie ihn nachträglich verboten. (Bild Screenshot Youtube)

Die chinesische Zensur hielt den Film für ungefährlich, weils ja «nur» um Liebe geht. Nun haben sie ihn nachträglich verboten. (Bild Screenshot Youtube)

«Return to Dust» ist eine zauberhafte Liebesgeschichte. Der Regisseur Li Ruijun erzählt mit nur 300’000 Franken Produktionskosten ein Jahr im Hinterland der Volksrepublik China. 

Die Story handelt von einem ärmeren Mann, der meist nur «vierter Bruder» genannt wird, und seiner in der Kindheit zum Krüppel geschlagenen Frau. 14 Millionen spielte der Film bisher ein, bis ihn die Behörden in der Volksrepublik China verboten haben. 

Drehbuch und Film ging bei den strengen Zensoren durch. Sie gingen wohl davon aus, dass ein derartiger Low-Budget-Film, ohne grosse Handlung und «nur» Liebe thematisierend, überhaupt nicht problematisch sei. 

Li Ruijun war überglücklich, denn sein Film gilt nicht als Regimekritik, sondern als Dokument der Menschlichkeit unter sehr schweren Bedingungen. Nachdem die Berlinale «Return to Dust» dieses Jahr in ihr Hauptprogramm aufgenommen hatte, wurden die Kinos auch in der Volksrepublik geöffnet und der Film brach alle Zuschauerrekorde. Dies brachte die Zensoren wieder auf den Plan, die beschlossen, den Film nachträglich zu verbieten. 

Verständlich, denn wer genau hinsieht, realisiert: «Return to Dust» ist nicht einfach eine Liebesgeschichte, sondern ein Sittenporträt der kommunistischen Herrschaft und zeitgeschichtliches Dokument.

In diesem Film harmonieren Fiktion und Wirklichkeit in einer dokumentarischen Bildersprache. Hier wurde regelrecht ein neues Genre geschaffen, findet der Klein Report. Der Film erzählt von einem China, welches wir alle auch kennen sollten. Ein China, das auch viele Chinesen und Chinesinnen so nicht kennen – und das erklärt den Millionenerfolg zu Hause sowie die Reaktion der Zensur. 

«Return to Dust» war zum Publikationszeitpunkt dieses Artikels auf YouTube in ganzer Länge einsehbar. Die chinesischen Behörden haben leider alle Streamingdienste gesperrt: Bis vor Kurzem lief der Film auch noch auf Netflix.